11.05.18 Pottwale vor La Gomera

Pottwale sind vor den Kanaren selten geworden. Die bis 16 m langen Zahnwale werden vor allem durch Kollisionen mit Schiffen bedroht. Da ist es ein grosses Vergnügen, gleich zehn von ihnen zu begegenen, vorbildlich eingerahmt zwischen 70 Pilotwalen und einigen Tümmlern.

Pottwale, Pilotwale, Tümmler

Diego wars, der Kapitän der Tina, der uns am Montag, dem 07. Mai, springende Buckelwale gemeldet hat. Wir waren bereits seit 2 1/2 Stunden unterwegs und wollten eigentlich so langsam zurück zum Hafen fahren. Da Buckelwale aber selten sind und unsere Gäste schliesslich wegen solchen Erlebnissen hierher kommen, haben wir noch den Kurs nach Süden eingeschlagen.

Nach 30 Minuten Fahrt konnten wir endlich den ersten Blas sehen, erst vor der Tina, dann dahinter. Gleichzeitig mit uns war die Yani angekommen, aber es gab so viele, sehr lebendige Wale und Delfine zu sehen, dass es überall etwas zu schauen gab. Vorne schwammen zwei Pottwale ruhig auf uns zu, während auf unserer Steuerbordseite fünf Pottwale und etwa 50 Pilotwale durcheinander schwammen, die gelegentlich von Tümmlern „überflogen“ wurden.

Spyhop vor der Tina

Was für eine Begegnung! Die Pottwale lagen zunächst recht ruhig an der Oberfläche, aber sowohl die Pilotwale als auch die Tümmler waren sichtlich erregt. Sie schwammen schnell hin und her, sprangen immer wieder aus dem Wasser und schlugen mit den Fluken auf die Oberfläche. Das Unterwassermikrofon meldete ein sehr aufgeregtes Geplapper, nur von den riesigen Pottwalen war nichts zu hören.

Fünf ruhende Pottwale. Von vieren sieht man die rundliche Melone

Plötzlich setzten sich die Pottwale in Bewegung, immer schneller schwammen sie weiter nach Süden, verfolgt von einer Gruppe der Pilotwale. Bald wurde deutlich, dass es sich um mindestens drei Untergruppen handelte, die gelegentlich abtauchten und für eine Weile verschwanden. Vielleicht, um den nervenden Pilotwalen zu entkommen? Nach 40 Minuten mussten wir dann die immer weiter nach Süden schwimmenden Pottwale verlassen, haben noch eine ganze Weile die immer noch wild durcheinander schwimmenden Pilotwale beobachtet und konnten dann mit einer guten Stunde Verspätung beglückt in den Hafen fahren.

Pottwal-Blas

Die grossen Pottwale (Physeter macrocephalus) gleichen mit ihrer faltigen Haut, dem massigen Körper und ihrer langsamen Schwimmweise einem atmendem Baumstamm. Ihre Rückenflosse ist stark reduziert und erinnert an einen Buckel. Das Auffälligste ist der enorme, rechteckige Kopf, der bis zu 30 % des Körpers ausmacht und etwa 2000 Liter Öl enthält. Die grosse Fluke wird beim Abtauchen steil aufgestellt und besitzt eine einzigartige Zeichnung auf der Unterseite. So kann sie als Erkennungsmerkmal für einzelne Individuen genutzt werden. Der Blas ist zwar mit zwei Metern nicht sehr hoch, aber er neigt sich nach vorne links und gilt deswegen als gutes Erkennungsmerkmal. Normalerweise besitzen die Pottwale nur im schmalen Unterkiefer sichtbare Zähne. Männchen sind mit 16 Metern mittlerer Länge (45 Tonnen Gewicht) deutlich grösser als Weibchen (11 Meter und 15 Tonnen).

Insgesamt sollen sich etwa 280 Tiere bei den Kanaren aufhalten (2014).