22.04.19 Kollisionen mit Walen in der Presse

In den letzten Wochen gab es mehrere Meldungen über gestrandete Wale an den Küsten der Kanarischen Inseln. In den kanarischen Medien ist deshalb zu Massnahmen beim Schiffsverkehr im Allgemeinen und beim Einsatz von schnellfahrenden Fähren im Besonderen aufgerufen worden.

Schnitt in der Melone eines Pottwales (Detalle-embarcacion-primeros-analisis-tecnicos_EDIIMA20190412_1051_19)

Hauptsächlich sind die lange an der Oberfläche ruhenden Pottwale davon betroffen. Möglicherweise halten sie sich für zu mächtig, als dass irgendeine Bedrohung so kurzfristig für sie relevant werden könnte, vielleicht ist ihr Gehör nicht in der Lage, das Geräusch der herannahenden Schiffe adequat umzusetzen, oder der Schall wird von der Oberfläche weggebeugt oder erreicht aus anderen Gründen nicht das Bewusstsein der Tiere.

toter Pottwal im Süden Teneriffas (cachalote-longitud-transporte-ambiental-Arico_EDIIMA20190412_1049_19)

In jedem Fall wurde 2016 die Zahl der hier lebenden Pottwale auf 224 geschätzt, so dass bei etwa 2-3 an den Küsten gefundenen toten Tieren pro Jahr schon der kritische Punkt erreicht sei, bei dem sich eine Population nicht mehr selbst erholen kann, erklärte der Wissenschaftler Vidal Martin von der SECAC in Canarias 7.

Seit im Jahr 1997 die erste Fährverbindung mit Schnellfähre zwischen Teneriffa und Gran Canaria eingerichtet wurde, ist die Zahl der gestrandeten Pottwale stark gestiegen. Schon 2010 hatte Manolo Carrillo von der Organisation Canarias Conservación im Rahmen eines Workshops auf das Problem hingewiesen. In Zusammenarbeit mit Fabian Ritter, dem deutschen Walschutzverein M.E.E.R e.V. hatte er eine Studie herausgegeben, bei der sensible Zonen deklariert wurden, in denen man den maritimen Verkehr einschränken müsse (Carrillo, M & Ritter, F. 2008. Increasing numbers of ship strikes in the canary islands: proposals for immediate action to reduce risk of vessel-whale collisions. IWC Scientific Committee. SC/60/BC6).

Pottwale sind vor La Gomera längst nicht häufig

Die Umweltschutzorganisation Ben Magec und die linksgrüne Partei Podemos rufen nach den letzten Kollisionen nun ebenfalls zu Einschränkungen im Verkehr der Schnellfähren zwischen den Inseln auf.

Es stellt sich die Frage, ob sich die Nutzer der Fähren des Problemes bewusst sind. Jedenfalls sind in meinem Umkreis beinahe alle glücklich über die vielen Fähren, die jetzt ja auch bis Valle Gran Rey fahren. Aber mir ist nicht klar, ob sie nicht mit einer 30 Minuten länger dauernden Überfahrt nach Teneriffa in einer der alten, langsamen Fähren genauso zufrieden wären. Die Touristen haben jedenfalls, bei einer aktuellen Anreisezeit von mehr als 12 Stunden, wahrscheinlich keine Probleme damit, den Pottwalen diese 30 Minuten zu widmen.

Pottwalblas

Nachtrag 25.04: Heute hat der Minister für Tourismus der Inselregierung von Teneriffa die Seefahrtsbehörde angewiesen, sich mit den Fährgesellschaften zusammenzusetzen und über Veränderungen in den Routen zwischen Teneriffa und La Gomera zu beraten. In sinngemässer Übersetzung äusserte er: „Auch wenn die Überfahrten teurer werden und 5 Minuten länger dauern, würde das die Mühe wert sein, da der Preis, der sonst bezahlt werden müsse, ein lebendiger sei.“ Bleibt abzuwarten, ob die Inselregierung von La Gomera mitzieht.