20.07.19 Fähren auf Umwegen

Das hört sich ja gut an, was in diesem Artikel steht: Die Gesellschaft Fred Olsen reduziert die Strecke, die ihre Fähren in dem Besonderen Schutzgebiet (BSG) vor der Küste Teneriffas zurücklegt und reduziert so die Möglichkeit eines Zusammenstosses.

Detail einer Kopfverletzung nach einer Kollision. EDIIMA20190412_1051_19

Nach einem medialen Aufschrei Anfang 2019, nachdem mehrere Pottwale bei Kollisionen ums Leben gekommen waren, hatte der Präsident der Inselregierung Teneriffas Massnahmen angekündigt. Durch die jetzt seitens Fred Olsen geplanten Veränderungen der Route fährt die Fähre nach San Sebastian auf La Gomera 2,15 Meilen weiter, aber 3 Meilen weniger durch das Schutzgebiet. Den nur wenige Minuten dauernden Zeitverlust nimmt man in Kauf. Das nennt man bei den heutigen Gegebenheiten eine prompte Reaktion. Oder nicht?

Veränderung der Fährverbindung mit La Palma und La Gomera

Im Endeffekt ist bei der verringerten Strecke innerhalb des Naturschutzgebietes die Gefahr einer Kollision geringer, so der Gedankengang. Es stellt sich die Frage, ob die Pottwale dann auch die Grenzen der für Tümmler und Karettschildkröten eingerichteten BSG zu schätzen wissen oder ob vielleicht die ebenfalls in der Zone ansässigen Pilotwale bei der Planung eine Rolle gespielt haben. Meiner Erfahrung nach liegen in dem geplanten (kürzeren) Abschnitt vor der Küste von Los Cristianos und dem Malpaís de Rasca ebenfalls reichlich Pilotwale ruhend an der Oberfläche herum.

Ich bin jedenfalls glücklich, dass man sich überhaupt dessen bewusst zu sein scheint, dass Schnellfähren problematisch sein können, denn bisher wurde die Beziehung eher mal kleingeredet.

Fähre von der Naviera Armas vor der Südküste La Gomeras

Zwei Sachen liegen mir aber doch noch auf der Leber:

1) Soll am Ende durch die jetzt angekündigte Massnahme die mögliche Reduktion der Geschwindigkeit (die zumindest für Sportfischer und Walbeobachter dort gelten soll) auf 10 Knoten in den BSGs umgangen werden? Schliesslich fahren die Fähren mit bis zu 35 Knoten. Im Sinne von: „Wir haben ja unsere Route verlegt, jetzt seid Ihr dran!“

Pottwale liegen gerne mal länger an der Oberfläche herum

2) Wird die momentan nicht vorhandene aber wieder geplante Fährverbindung mit dem Hafen von Valle Gran Rey der Naviera Armas auch aus dem BGS im Süden Gomeras hinausverlegt? Das könnte allerdings eine Bedeutung für die Tümmler dort haben.

Die Tiere in den Schutzgebieten hätten es verdient ….

In einer sehr interessanten Arbeit aus dem Jahr 2010 empfehlen Fabian Ritter und Manuel Carrillo den Einsatz von Beobachtern auf der Brücke und limitierte Geschwindigkeit.