08.12.19 Mehr Häfen?

Die Umweltschutzvereinigung Ben Magec wehrt sich gegen den Bau eines neuen Hafens. “In der Gemeinde Guía de Isora, im südwestlichen Teil der Insel Teneriffa, ist ein Makrohafen für Handel, Sport und Fischerei geplant”.

Auch in einer deutschen Zeitschrift ist eine Übersetzung eingereicht worden.

Projekt für den Hafen im Südwesten Teneriffas

Der Hafen von Fonsalía ist als maritime Plattform konzipiert, die Platz für vier Schiffe und ein Kreuzfahrtschiff bieten soll. Geplant sind zwei Promenaden mit einer Kapazität von 820 Pkw oder 297 Lkw und ein Hafengebäude, das 4.000 m² einnehmen soll und 270 zusätzliche Parkplätze bieten würde. Dazu kommt ein Sporthafen mit einer Kapazität von mehr als 460 Booten und ein Angeldock. All dies wäre mit der Küste durch eine 122 Meter lange Brücke mit vier Fahrspuren und seitlichen Gehwegen für den Fußgängerverkehr verbunden, was bedeutet, dass es sich um eine Mega-Infrastruktur handelt, die vollständig im Meer liegt.

Pilotwale leben ganzjährig in dem Gebiet vor dem geplanten Hafen

Der neue Hafen soll die Überlastung mit Fahrzeugen im Hafen von Los Cristianos beenden, eine Verbesserung der Verbindungen der Hauptinsel zu den kleineren Inseln darstellen und den Tourismus in diesem Gebiet fördern.

Der Präsident unserer Inselregierung sieht das Projekt als wichtige Infrastruktur für die Anbindung unserer Insel.

Warum also dieser Aufstand in den Reihen der Umweltschützer? Es geht um die Gefährdung der biologischen Vielfalt im Allgemeinen, Wale, Delfine, Seegraswiesen, Engelshai und Schildkröten werden sozusagen als Botschafter oder Aushängeschilder erwähnt.

Engelshai (Squatina squatina) Foto: Ramiro Martell

Andererseits müssen wir – neben der offensichtlichen Zerstörung der Küstenstreifen der Insel Teneriffa und der Erhöhung von Emissionen und Schadstoffen in die Atmosphäre und das Meer beim Bau und während des Betriebes des Hafens – auch das erhöhte Risiko durch die ständig wachsende Flotte von Sportbooten berücksichtigen. Der immer größere Zustrom von Jetskis und anderen Booten könnte letztendlich die Verdrängung der diese Gewässer bewohnenden Gemeinschaft der Wale bedeuten, mit den daraus resultierenden Verlusten für die Welt und auch für die Wirtschaft.

komplett unter Hafenanlagen und Müllberg verschwundene Küstenlandschaft von Santa Cruz de Tenerife

Das grösste Problem bei der Beurteilung der Sinnhaftigkeit eines solchen Projektes bereitet uns hier die Erinnerung: Die beiden letzten grossen Hafenbauprojekte auf Teneriffa, Garachico und Granadilla, sind bisher nicht so eingesetzt worden, wie vorher angekündigt wurde. Garachico wird nicht für Fährverbindung mit La Palma genutzt, der Industriehafen von Granadilla funktioniert weder als Containerzwischenlager noch als Anlandestelle für Erdgas.

So stellt sich die Frage, ob es nötig ist, grosse Landstriche zu verschütten, riesige Mengen Material zu bewegen, ob nicht nur wieder die bestehenden Verbindungen zwischen Politik und Bauwesen mit Hilfe grosser Summen europäischer Gelder genährt werden sollen.

Karettschildkröte mit jungen Bernsteinmakrelen

Andere Möglichkeiten, die zur Verfügung stehenden Geldspritzen aus Europa zu verwerten, sind vielleicht nicht so leicht aus dem Hut zu zaubern.

Wie wäre es denn mal mit einer Förderung für das Gesundheitswesen oder Bildung? Oder gibts da ein Problem mit den Verbindungen?

Ben Magec verlinkt mit einer Kampagne gegen den Hafen auf der Seite YouMove.eu