08.04.20 Erholung der Natur?

Von vielen Seiten bekomme ich momentan Nachrichten oder positive Botschaften über eine Erholung der Natur in Zeiten der Krise oder lese davon in den Medien. Sichtungen von Walen in Küstennähe, Ziegen in den Hotels von Fuerteventura, weniger Bootsverkehr, endlich haben die Tiere mal ihre Ruhe, viel mehr Vogelgezwitscher, klares Wasser in Venedig, generelle Ruhe auf den Strassen ….

Von welcher Seite …

Sicher birgt die jetzige Reduktion des Tagesgeschäftes eine Verbesserung der Kontaminationswerte in vielen Aspekten. Um das mal auf unsere hiesige kleine Gemeinschaft zu beschränken:

Generell wird weniger konsumiert, es sind ja keine Gäste da. So entfallen z. B. Transport und Entsorgung. Die Kläranlagen in den touristischen Orten Teneriffas melden einen Rückgang der ihnen zugeleiteten Abwässer von 49 %. Es wird weniger Strom verbraucht, Lärm gemacht, Müll produziert, es gibt weniger Verkehr (verbessert Abgas- und Verschmutzungswerte), weniger Putzmaterialien werden eingesetzt, weniger Wäsche wird in den Hotels gewaschen, etc. Das liesse sich wahrscheinlich noch lange fortsetzen.

… sollen wir die Sache angehen?

Ich freue mich in gewisser Weise, da ich das auch so empfinde. Auch wenn ich gerne mal negative Aspekte wie die hohe Verbrauchsrate von Plastikhandschuhen und Desinfektionsmitteln mit in die Waagschale werfen würde (deren Nutzen ich damit nicht infrage stellen oder diskutieren will).

Was mich aber gerade bewegt und weshalb ich das hier zusammenschreibe, ist der Gedanke, der mich jedesmal „erwischt“, wenn ich eine solche „positive“ Botschaft höre:

Was bringt uns das, wenn wir weiterhin so wirtschaften wie bisher? Was bringt es, wenn wir uns weiterhin ein System leisten, das auf maximale „Rendite“ fixiert ist, ohne die realen Kosten für Umwelt und Menschen in die Rendite-Rechnung mit einzubeziehen?

Das wär’doch was, wenn wir diesen Einschnitt tatsächlich dazu nutzen würden darüber nachzudenken, wie es auch anders gehen kann, überhaupt nachzudenken. Viel zu sehr haben wir uns schon denaturalisiert und desozialisiert, auf dem Rücken von anderen und der Natur unseren Lebensstandard in die Höhe getrieben …..