12.05.20 Tümpelwelten

In den letzten Tagen habe ich nach längerer Pause mal wieder viel Zeit an der Küste verbracht. Natürlich haben wir auch schöne Strände, aber mich faszinieren mehr die Felsküsten, es gibt so unglaublich viel zu sehen.

Charco de la Condesa – im Hintergrund La Mérica

Nach dem Vollmond letzten Freitag gab es besonders niedrige Wasserstände bei uns an der Küste und so lade ich Euch ein, mich bei einem kleinen Spaziergang zu begleiten.

Am Charco de la Condesa beginnt für mich die interessanteste Küstenlandschaft. Zugang ist natürlich nur bei Ebbe möglich, am Besten bei Voll- oder Neumond. Die Limitation macht es vielleicht noch reizvoller, wenn etwas nur in einem zeitlichen Rahmen von zwei bis drei Stunden täglich an 5 oder 6 Tagen im Monat erreichbar ist, kommen zu oft irgendwelche Verpflichtungen in die Quere.

Strandschnecken (Tectarius striatus) ziehen sich bei Ebbe in Spalten zurück

Im Eingangsbereich in der oberen Gezeitenzone (oder Spritzwasserzone) glaubt man erst, es gäbe kein Leben. Die „Blanken Felsen“ werden zu sehr dem Salzeintrag, der Sonne und den Wellen ausgesetzt, als dass sich dort irgendeine pflanzliche Nahrungsgrundlage ansiedeln könnte, von der sich dann irgendwelche Tiere ernähren könnten? Nicht ganz! Selbst der scheinbar kahle Fels hat doch immer noch einen unsichtbaren Bewuchs aus Algen und Bakterien, die von den Strandschnecken abgeraspelt werden. Diese absoluten Spezialisten kommen in ruhigen Momenten aus ihren geschützten Nischen hervor, um sich zu versorgen, nur nicht besonders oft.

Tümpellandschaft mit Algenteppich

Die ersten Gezeitentümpel markieren den Beginn des sogenannten Eulitorals, des Bereiches zwischen der Hochwasserlinie und dem Niedrigwasser. Während der Bewuchs weiter oben noch spärlich ist, beginnt in der mittleren Gezeitenzone ein dichter Teppich aus vielfältigen Algen, die alles überwuchern.

Überall krabbelt, huscht, kriecht, gleitet oder versteckt sich etwas. Für jemand, der sich sonst nicht mit biologischen Themen beschäftigt, wird es hart, nicht an den Ursprung allen Lebens zu denken und sich als Entdecker zu fühlen, wenn er sich nur 5 Minuten Zeit nimmt und ruhig an einer Stelle bleibt.

Rennkrabbe (Grapsus adscensionensis)

Zuerst fallen einem vielleicht die Krabben auf, die zwischen den grösseren Felsen Versteck und Nahrung finden. Eine halb versteckte sehr langsam staksende Rennkrabbe kommt im Bild eben vorsichtig aus ihrem Versteck.

Sollte man wirklich länger bleiben, ignorieren sie einen bald und beginnen, mit ihren grossen Zangen Algen von den Felsen zu zupfen. Meistens kann man sich recht gut auf etwa 2 m nähern.

Vielleicht sind es eher kleinere Krabben, die nach wenigen Minuten aus allen Löchern kommen, oder Einsiedlerkrebse die ihre schweren Schneckengehäuse durch die Gegend balancieren.

Meerpfauen (Thalassoma pavo)

Mit den interessantesten Begegnungen belohnt erst ein Blick ins Wasser, je grösser der Tümpel, desto mehr verschiedene Tiere verbergen sich hier dem flüchtigen Beobachter. Wer obendrein noch seine Füsse ins Wasser hält, wühlt immer ein bisschen den Untergrund auf und beschert den Meerpfauen, Grundeln und Schleimfischen vielleicht etwas Nahrung. Vielleicht sind ja auch die Füsse was Fressbares?

Meistens dauert es recht lang, bis man sich ein bisschen daran gewöhnt hat, zu sehen, wo sich etwas bewegt. Dann fallen vielleicht auch die langsamen Bewegungen der Feuerwürmer, die Seegurken, Seeigel, Seesterne und Seehasen auf….

Ich lasse einfach die Bilder sprechen, die ich in den letzten drei Tagen hier gemacht habe. Dabei habe ich längst nicht auf alles draufgehalten, was sich angeboten hätte. Vielleicht schaut ihr ja mal vorbei und begleitet mich, vielleicht findet ihr auch einfach selber den Weg zwischen die Tümpel. Hier findet Ihr ne Menge weitere Infos.