23.07.20 Augen, die nicht sehen …

Eisen -Mangan -Krusten über dem Untergrund und auf Lockermaterial vom Meeresgrund

Die Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción hat einen Bericht veröffentlicht, in dem vor einer unvorsichtigen Nutzung der Bodenschätze des Meeresbodens gewarnt wird. „Ojos que no ven, corazón que no siente.“ ist ein geflügeltes spanisches Wort, welches bedeutet: Augen die nicht sehen, Herz das nichts fühlt. Obwohl der Bergbau spanienweit wegen einiger Umwelt-Skandale in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden konnte, wird dies bei nicht einsehbaren Aktivitäten auf dem Meeresboden deutlich schwieriger sein.

Gelbe Hornkoralle (Leptogorgia viminalis)

Der Bericht der spanischen Dachorganisation von vielen lokalen Verbänden, wie den kanarischen „Ben Magec“ ist hochinteressant. Gomera Vive hatte 2017 die Situation bei den Kanaren geschildert, der jetzige Aufruf der Umweltschützer geht viel weiter. Nicht nur werden dort die möglichen Abbaugebiete in ganz Spanien angesprochen, es werden auch die politischen Hintergründe sehr gut dargestellt.

Die Finanzierung der Europäischen Union für sogenannte kritische Rohstoffe spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Besetzung der entscheidenden Gremien.

Situation des Seamounts „Tropic“

Einer der wichtigsten Aufrufe der Umweltschützer bezieht sich darauf, auch die Fischer und das Umweltschutzministerium zu Wort kommen zu lassen. In die Legale und technische Kommission der wichtigen internationalen UN- zugeordneten Meeresbodenverwaltungsbehörde, der ISA, wurden von der Seite Spaniens seit 2009 nur Mitglieder der grössten Bergbauvereinigung Spaniens, dem Instituto Geológico Minero de España, berufen.

Letztlich geht es natürlich um die mögliche Schädigung des Meeresbodens und seiner Bewohner.

Auf den Seamounts werden Manganerzkrusten genannt, die andernorts oft als Kobaltkrusten erscheinen. Quelle: Umweltbundesamt

Wir stellen hier die für die Kanaren zu befürchtenden schwerwiegenderen Probleme für die Umwelt vor:

– Die aus den Abfällen der Bohrung freigesetzten Feinschlämme enthalten hohe Konzentrationen von zum Teil giftigen Metallen und können sich mit der Strömung in Form von Trübungswolken über weite Strecken verbreiten und so das gesamte Ökosystem gefährden. Ausserdem werden die Metalle über die Nahrungskette immer mehr angereichert und können für die an ihrem Ende stehenden Räuber eine besondere Bedrohung darstellen.

– Das Aufwühlen der Sedimente würde ebenfalls zur Bildung von Trübungswolken führen, die die Filtermechanismen von Meerestieren wie Schwämmen und Muscheln blockieren können, indem sie sie verstopfen. Auch diese Effekte können sich über hunderte von Kilometern bemerkbar machen.

Konsequenzen beim Tiefseebergbau: Quelle Greenpeace

– Die Kombination der Schädigung an der Basis der Nahrungskette mit den Vergiftungserscheinungen in Zonen mit grosser Dichte von Arten, welche vom Menschen genutzt werden, können sich auf die Produktivität eines Bereiches und auf die Gesundheit der von ihnen abhängigen menschlichen Gemeinschaften auswirken.

– Die komplette Zerstörung von riesigen Bereichen (eine Lizenz zur Ausbeutung von Manganknollen kann bis zu 9000 Quadratkilometer, der 4,5-fachen Fläche Teneriffas umfassen) beinhaltet die Fragmentierung eines Ökosystemes und möglicherweise den Verlust der Struktur und von Funktionen innerhalb des Systems.

– Auf den Seamounts, wegen enormer Produktionsleistung und biologischer Vielfalt besonders sensible Zonen, werden grossflächig Tiefsee-Schwamm- und Korallenstrukturen vernichtet, die tausende von Jahren brauchen, um sich zu regenerieren.

– Da der Bergbau über mehrere Jahre 24 Stunden pro Tag aktiv bleibt, müssen vor allem die Konsequenzen des Lärms für alle von Echolokation abhängigen Organismen wie Walen in Betracht gezogen werden.