02.11.20 Kleine Haie…

Möwen auf der Jagd

Heute Morgen gab es am Strand, zwischen La Playa und  La Puntilla, immer wieder Begegnungen zwischen Glatthaien und Möwen. Für die Haie ging das nicht gut aus….

Die Glatthaie (Mustelus mustelus) leben bis in 200 m Tiefe und ernähren sich von Krebstieren, Fischen und Kopffüssern. Sie werden bis zu 2 Meter lang, stellen aber keine Gefahr für den Menschen dar. Es gibt über sie nur wenig Informationen, abgesehen davon, dass sie nachts gelegentlich von Anglern mit Eidechsenfischen über Sandböden gefischt werden, und dass Jungtiere gelegentlich im Flachwasser zu sehen sind. Oder fliegend im Schnabel einer Möwe.

Mittelmeermöwe

Sie sind lebendgebärend, d. h., die Embryonen ernähren sich noch in einer Gebärtasche der Mutter, zunächst vom Dotter. In einem „Wurf“ können 4 bis 15 etwa 35 cm lange Haie an einem Strand erscheinen. In der kanarischen Region geniessen sie keinen besonderen Schutzstatus, sind aber von der IUCN in der Kategorie „gefährdet“ gelistet.

Die Population der Mittelmeermöwe (Larus michahellis) steht bestens da, sie haben sich recht gut an eine Koexistenz mit dem Menschen gewöhnt. Die grössten Gruppen findet man immer in der Nähe der Fischereihäfen und Müllkippen. Die Mittelmeermöwen verstehen sich auch sehr gut darauf, andere Vögel aggressiv zu vertreiben oder ihnen die Nahrung abzujagen (vor allem den Sturmtauchern, aber auch dem Fischadler).

Glatthai (Mustelus mustelus) nach Möwenattacke

Als ich die ersten Möwen heute Morgen mit einem Glatthai sah, habe ich nicht gezögert, die Möwen verscheucht und den Hai ins Wasser zurückbefördert. Silke schaute mich ernst an und fragte: Warum hast Du denn gestört, es ist doch ein natürlicher Prozess?

Gute Frage….

Die Antwort war, dass ich die stark wachsende Population der Möwen schon lange beobachte und ihr opportunistisches und aggressives Verhalten, welches durch den Menschen unterstützt wird, negativ betrachte.

Mittelmeermöwe (Larus michahellis) und Glatthai (Mustelus mustelus)

Wir sorgen durch inaktive Bereitstellung von Nahrung durch Fischerei und Müllkippen für sie, bedrohen durch Plastikmüll und Lichtverschmutzung ihre direkten Nahrungskonkurrenten auf dem Meer, (z. B. die Sturmtaucher), und füttern sie sogar noch aktiv, weil wir „Spass an der Natur“ haben. All das hat nach hiesigen Verhältnissen eine unverhältnismäßig grosse Zahl von Möwen heranwachsen lassen, die sich nun in grossem Stil neue Beute suchen. Auch am Strand von La Playa werden die Möwen beinahe täglich morgens gefüttert und haben sich darauf eingestellt. Entsprechend gross ist dort der Andrang.

Möwenfütterung mag spektakulär sein, erhöht aber den Druck auf die Population der Fischadler und anderer Tiere

So hab ich auch den zweiten und dritten Glatthai wieder ins Meer befördert. Der dritte war scheinbar schon tot, die Möwe konnte diesen grossen Happen nur nicht gleich verschlucken.

Ich denke, wir sollten uns die Frage stellen, ob wir versuchen wollen, unsere Einflüsse auf unsere Umgebung so gering wie möglich zu halten. Wenn wir die Entscheidung dann in diesem Sinne getroffen haben, sollten wir uns der Aufgabe stellen.

Mittelmeermöwe (Larus michahellis) verteidigt mit Drohgebärden ihre Beute, den Glatthai (Mustelus mustelus)

Dafür sollten wir aber auch versuchen, so viel wie möglich über unsere Umwelt herauszufinden und zu verstehen. Alles können wir nicht erforschen, nachvollziehen, ausrechnen oder modellieren. Das sollte uns klar sein. Aber so weit es geht, sollten wir uns wappnen, wie wir es in Ansätzen beim Klimawandel versuchen.

In diesem heutigen Fall war das Problem, dass die frisch geborenen Glatthaie das ganz flache Wasser aufsuchen, da dort die wenigsten marinen Räuber zu finden sind. Die Möwendichte an unserem Strand ist in ihren Instinkten nicht eingeprägt. Möglicherweise wäre also eine komplette Nachkommenschaft des Glatthais über die Wupper gegangen.