28.11.20 Schaumschläger

Von den Wellen gebildete Blässchen, die mit Eiweiss aus verrottendem organischen Material verfestigt werden.

Immer wieder stellt sich in den Wintermonaten die Frage, woher der ganze Schaum an der Küste kommt. Die Wellen toben und am Strand rollen kleine oder grosse Schaumballen entlang.

Gerne spielt einem die Phantasie dann munter Streiche, bringt Kläranlagen oder sonstwelche Umweltsünden ins Spiel. Die können eine Rolle spielen, müssen aber nicht. Da macht es schon Sinn, sich mal ein bisschen umzuschauen, ob nicht ein Abwassereinlauf in der Nähe ist.

Tatsächlich sind die Schaumstreifen in den meisten Fällen auf natürliche Ursachen zurückzuführen, auch wenn unsere Kläranlage ganz in der Nähe der Playa del Inglés steht, wo die Bilder entstanden sind.

Schaum mit wenig Fett und Proteinen zerfällt schnell

Die in den letzten Tagen und auch am kommenden Montag wohl wieder mächtig anbrandenden Wellen, vor allem auf der Nordseite der Insel, steigen nicht nur hoch in die Luft, sie machen sich auch auf dem Meeresgrund bemerkbar. Eine 3 m hohe Welle mit einer Distanz von 15 Sekunden zwischen den Wellenkämmen kann bis in 10 m Tiefe den Meeresgrund aufwühlen.

Die dort in langen sommerlichen Ruhephasen abgelagerten Sedimente enthalten ein gewisses Mass an Algenresten und anderem organischen Material, welches durch Bakterien in seine Bestandteile zersetzt worden ist: Proteine, Fett und Kohlehydrate. Die ersten Winterstürme wühlen besonders lange ruhig gelagerte Sedimente mit einem besonders hohen Gehalt an Resten aus organischen Beimengungen durcheinander. Oft treten sie gemeinsam mit Regenfällen auf, die zusätzlich pflanzliches Material vom Land ins Meer spülen. Wenn nun die Wellen brechen und sich Luftblasen bilden, werden diese vor allem durch Fette oder Proteine stabilisiert und können sich teilweise lange an der Luft erhalten.

Schaum an der Playa del Inglés in Valle Gran Rey

Der Prozess ist dem Aufschäumen von Milch durchaus ähnlich, der eben auch dann besser funktioniert, wenn die Milch nicht fettarm ist.

Je nachdem, wie gross die Wellen sind und wieviel nicht ganz zersetztes organisches Material in den Prozess eingebracht wurde, kann der Schaum auch eine bräunliche Farbe annehmen.

In Extremfällen, wie den 8 m hohen Wellen aus Nordwest im November 2016 kann dann auch mal die Playa del Inglés wie in Schaum gebadet wirken.