Kakerlaken, Termiten und Gottesanbeterinnen

Kaum einer würde diese Tierchen zusammen in eine Gruppe stellen, aber sie sind nah verwandt! Die Einen werden als faszinierende Geschöpfe betrachtet, die anderen gelten als das Schäbigste, was drinnen und draussen rumflitzt. Hier gibt es die wichtigsten Arten zu sehen.

Mantis religiosa, Teneriffa, Detail

Überordnung Dictyoptera

Kakerlaken, Termiten und Gottesanbeterinnen werden von einigen Wissenschaftlern in einer Gruppe zusammengefasst. Sie haben verhärtete Vorderflügel, einen rechtwinklig zur Körperachse angeordneten Kopf, lange Fühler und legen ihre Eier in eine Schleimscheide, die später an der Luft verhärtet.

Schaben und Termiten (Blattaria)

Es gibt auf den Kanaren 33 Arten in dieser Ordnung, davon sind 18 endemisch. Einige von ihnen haben eine enge Beziehung zu menschlichen Behausungen aufgebaut und sind dort vor allem nachts häufig anzutreffen, vor allem aus der Familie der Blattidae und Blattellidae.

Sie ernähren sich unter anderem von Leim, Papier oder Seife und können bis zu 3 Monaten ohne Nahrung auskommen. Dank ihrer raschen Fortpflanzung, ihres breiten Nahrungsspektrums und dem Fehlen natürlicher Feinde, sind sie teilweise zu Plagen geworden.

Oothek der grossen Kakerlake (Periplaneta australasia)

Durch die Tatsache, dass sie sich überall aufhalten und damit möglicherweise Bakterien und somit Krankheiten verbreiten, gelten sie als gesundheitsgefährdend. Die zu ihrer Vernichtung eingesetzten käuflichen Gifte sollte man nur in für den Menschen unzugänglichen Bereichen wie z. B. unter Möbeln oder in elektrischen Geräten einsetzen, da sie zumindest zum Teil auch für uns giftig sind. Das Sinnvollste wäre eine kurzfristige Abwesenheit nach dem Einsatz des Giftes. Weniger gefährlich, wenn auch nicht ganz so wirksam, ist der Einsatz von Borsäure in Pulver, Tabletten oder gemischt mit süsser Kondensmilch.

Blattellidae

Die Küchenschabe (Blatella germanica, cucaracha alemana) ist mit 11 – 12 mm eine kleine gelblichbraun gefärbte Schabe, die nur in Wohnungen oder Bars anzutreffen ist. Bis auf Lanzarote ist die “deutsche Kakerlake” auf allen Inseln zu finden. Die meisten der restlichen Kakerlaken dieser Familie leben in Wäldern und Höhlen so versteckt, dass man sie als normaler Sterblicher nicht zu Gesicht bekommt. Innerhalb der Gattung Loboptera gibt es 12 auf den Kanaren heimische Arten, davon eine eigene beispielsweise jeweils im Anagagebirge, der Cueva Grande in Chio auf Teneriffa, dem Süden La Palmas, etc.

Blattidae

Die grosse Kakerlake Periplaneta australasia

In diese Familie gehören 4 Arten der grossen Kakerlaken, die wir alle so mögen. Die etwas hellere und einfarbigere amerikanische Schabe (Periplaneta americana) stammt ursprünglich aus dem tropischen Afrika (?) und ist mit bis zu 40 mm eine der grössten und möglicherweise die häufigste Schabe auf den Kanaren. Die auf La Gomera eher nochhäufigere, fast ebenso grosse australische Kakerlake (Periplaneta australasiae) zeigt im Gegensatz zur vorigen Art einen hellen Rand des Kopfes und ist insgesamt eher dunkler.

Waldschabe (Dziriblatta brullei) Erque

Waldschaben (Ectobiidae)

In dieser Familie werden 4 Arten der Gattung Dziriblatta eingeordnet, 2 davon sind auf La Gomera zuhause, Dzriblatta pallidula kommt nur auf dieser Insel vor, hauptsächlich in den bewaldeten Gebieten. Die andere Art, Dziriblatta brullei habe ich bei Cuevas Blancas und oberhalb von Erque gefunden.

Es gibt noch weitere Familien von Kakerlaken in der kanarischen Systematik, die mir aber noch nicht bewusst untergekommen sind.

Termiten (Isoptera)

Termiten (aus dem Flyer des Ayuntamiento de Tacoronte y Cabildo de Tenerife)

In den letzten Jahren hört man immer häufiger von der Ausbreitung der Termiten in verschiedenen Zonen Teneriffas. In mehreren Artikeln wird dazu aufgerufen, so bald wie möglich Massnahmen gegen die unterirdisch lebenden Termiten der Art Reticulitermes flavipes zu ergreifen. Auch wenn sie den Ameisen sehr ähnlich sehen, sind sie nicht näher mit ihnen verwandt.

Sehr viel Informationen zu Termiten auf Teneriffa gibt es auf dieser Seite und im Flyer der Inselregierung von Teneriffa.

Trockenholztermite (Cryptotermes brevis)

Unser Balkondach, das Geländer und die Türrahmen hier in Valle Gran Rey werden mit Genuss von der Trockenholztermite (Cryptotermes brevis, Foto in der Gallerie ganz unten) zu kleinen Kotpillen zerkaut. Die Tatsache, dass die Gomeros diese Termiten als „fliegende Ameise“ (hormiga volona) bezeichnen, hat vielleicht mit dazu beigetragen, dass sie 2023 in der kanarischen Datenbasis Biota noch immer nicht für La Gomera gemeldet ist.

Fangschrecken (Mantodea)

Gottesanbeterin Mantis religiosa

Es handelt sich bei dieser Ordnung um grosse, heuschreckenähnliche Raubinsekten mit langgestreckter Vorderbrust. Das vorderste Beinpaar ist zu Raubbeinen ausgebildet, die dem Ergreifen der Beute dienen. Das stundenlange Verharren in Lauerstellung mit erhobenen vorderem Beinpaar erinnert an eine Bethaltung und hat diesen Tieren ihren Namen eingebracht.

Es gibt 8 Arten aus der Familie der Gottesanbeterinnen (Mantidae) auf den Kanaren. Einige sind gross und auffällig, wie die Mantis religiosa, die hier Santa Teresa genannt wird und auf allen Inseln ausser Lanzarote und Fuerteventura vorkommt.

Grasmantis Hypsicorypha gracilis

Sie fressen vor allem andere Insekten. Bei den kleineren Männchen ist der Hinterleib deutlich dünner. Die Weibchen werden bis zu 77 mm lang und fressen die Männchen noch während der Kopulation (was diese nicht behindert) vom Kopf her auf. Sie legen im September oder Oktober 200 – 300 Eier in einer charakteristischen, etwa 4 cm grossen Eihülle oder Oothek, ab. Das erste Larvenstadium ist wurmförmig, die nachfolgenden sind den Erwachsenen ähnlich und in 6 Stadien werden sie nach einem Jahr geschlechtsreif. Im Winter sind sie selten zu sehen. Sie können gelb, braun oder grasgrün gefärbt sein.

endemische Zwerggottesanbeterin Gomeras (Pseudoyersinia pilipes)

Weitere grosse Arten sind die gespenstschreckenähnliche Hypsicorypha gracilis und die gesprenkelte Blepharopsis mendica.

Die andere Arten der Gottesanbeterinnen sind kleiner und unauffällig. Pseudoyersinia subaptera ist eine um die 2 cm grosse unter den verschiedenen endemischen Arten der Kanaren, die in Gran Canaria und an den Küstenstreifen und in Barrancos Teneriffas vorkommt. Nur auf La Gomera findet man Pseudoyersinia pilipes.

 

Gallerie