Schildkröten

5 verschiedene Arten von Schildkröten kommen bei den Kanaren vor. Allein etwa 30.000 unechte Karettschildkröten schwimmen zwischen den Kanaren umher.

Suppenschildkröte oder Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas)

Von sieben bekannten Schildkrötenarten kommen fünf bei den Kanaren vor: Die küstennah häufiger zu beobachtende Suppenschildkröte (Chelonia mydas), die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), die riesige Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), die Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) und die teilweise sehr häufige Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta).

Erst ausatmen!

Schildkröten gehören nicht unbedingt zu den grossen Attraktionen der Kanaren. Es gibt zwar Hinweise auf ehemalige Kolonnien von Unechten Karettschildkröten auf den östlichen Inseln, heutzutage legt aber keine Schildkrötenart ihre Eier hier ab. Die meisten atlantischen Schildkröten vermehren sich in der Karibik und auf den Kapverden.

Trotzdem sieht man sie recht häufig und im Rahmen der Entwicklung der atlantischen Populationen betrachtet man die Kanaren als eine „wichtige Zwischenstation“. Hier verbringen viele Individuen ihre Jugendjahre.

Unechte Karettschildkröte

Karettschildkröte mit vielen Entenmuscheln und Algen

90 % der hier gefundenen Exemplare kommen aus Amerika, 10 Prozent von den Kapverdischen Inseln. Im Alter von 1 – 2 Jahren erreichen sie unsere Gewässer mit einer Panzerlänge von etwa 20 cm und bleiben für maximal 5 – 6 Jahre hier. Zu dem Zeitpunkt haben sie eine Grösse von etwa 65 cm Panzerlänge (subadult) erreicht. Während dieser Zeit halten sie sich in der Nähe der Inseln oder über flachen Küstenzonen auf, meist ohne sich direkt den Küsten zu nähern. Dann schwimmen sie zu ihren Geburtsstränden zurück und leiten die letzte Phase ihrer Entwicklung ein.

Flussseeschwalbe auf ruhender Schildkröte

In den hiesigen Gewässern ernähren sie sich hauptsächlich von langsam schwimmenden Meerestieren wie Quallen. Die windgeschützten Südseiten der Inseln werden als Ruhezonen genutzt, um sich (manchmal stundenlang) aufzuheizen und um Epibionten loszuwerden. Dort kann man sie am besten beobachten. Meistens unterbrechen sie diese Phase aber, erschrecken sich und tauchen ab, wenn man sich mit einem Boot nähert.

Völlig in Netzen verstrickte Karettschildkröte

Eine sehr gute Zusammenfassung über die verschiedenen, hier vorkommenden Schildkröten finden Sie unter diesem link des kanarischen Bildungsministeriums.

Viele Schildkröten werden in Fischernetzen weltweit aus dem Meer gezogen. Auch die Verfolgung wegen ihres Fleisches und ihren Panzern hat ihnen zugesetzt, so dass alle Arten weltweit geschützt werden mussten.

Karettschildkröte mit jungen Bernsteinmakrelen

Das grösste Problem, das zwischen den Inseln auf sie lauert, sind treibende Netzreste oder Angelleinen, in denen sich die Tiere rettungslos verstricken oder an denen sie sich tiefe Schnittwunden holen. Auch verschluckte Angelhaken und Ölteppiche können ihnen zum Verhängnis werden.

Es gibt auf den Kanaren mehrere „Reha-Kliniken“ für Schildkröten, in denen kranke oder verletzte Tiere registriert, gepflegt und versorgt werden. Sollten Sie eine verletzte Schildkröte gefunden haben, melden Sie das am besten unter Nummer des generellen Notrufs 112.

Diese Schildkröte konnte nach 3 Monaten wieder ins Meer entlassen werden.

Die Europäische Union führt die Unechte Karettschildkröte in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie als prioritäre Art. Damit gilt sie als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung von den Mitgliedsstaaten besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen (Wikipedia).

Es gibt eine interessante Kontroverse bei der Beurteilung der Wichtigkeit von Seegraswiesen für Unechte Karettschildkröten: Generell herrschte auf den Kanaren die Ansicht, dass die im Spanischen Tortuga boba (dumme Schildkröte) genannte Art Caretta caretta sich gerne in den Seegraswiesen aufhält. Einer der Gründe für die Einrichtung vieler Schutzgebiete bei den Kanaren war deren Präsenz und „Abhängigkeit“ von eben diesem Lebensraum. Studien des OAG, des Observatorio Ambiental de Granadilla, sprechen dagegen, dass es überhaupt irgendeinen Bezug der Schildkröte zu den Seegraswiesen gibt.

Verletzte Schildkröten werden gepflegt und wieder ausgesetzt

Das OAG wurde als „Kontrollorganismus“ zur „Beobachtung“ der Konsequenzen des Baus des Industriehafens im Süden Teneriffas ins Leben gerufen. Die Finanzierung aus den Händen der Hafenbehörde lässt leider ein grosses Fragezeichen über den Aussagen seiner Studien stehen, aber die umfangreichsten Untersuchungen an Schildkröten sind eben genau von diesem Organismus durchgeführt worden.