Pilotwale

Die Pilotwale oder Indischen Grindwale (Globicephala macrorhynchus) sind die häufigsten Cetaceen auf den Kanaren. Die Population wird auf 2000 dauerhaft bei den Kanaren lebende Individuen geschätzt.

Überblick:

Rückenzeichnung
In diesem Bild erkennt man sehr gut die typische Färbung. Meistens tritt diese gegen die Beleuchtung in den Hintergrund und die Tiere erscheinen dunkelgrau bis schwarz.

Stabile Population 2000 Tiere, sehr häufig

3 – 5 Meilen vor der Küste

Grösse: 400 (Weibchen) – 550 cm (Männchen)

Gewicht: 600 – 2000 kg

Beute: Fisch und Tintenfisch

Farbe: dunkel graubraun

ausgeprägte Melone

grosse, gebogene Finne

Gruppen: 15 – 20

Die stabile Population im Süden Teneriffas, deren Tiere sich mit geringem Aufwand beobachten lassen, sind der Motor für die aussergewöhnliche Entwicklung des “Whale Watching” auf den Kanaren.

Beschreibung:

Kopfansicht eines Jungtieres. Bei älteren Exemplaren sind die Melonen ausgeprägter.

Man erkennt Pilotwale leicht an ihrem abgerundeten Kopf und der nach hinten gebogenen, abgerundeten Rückenflosse in der vorderen Körperhälfte. Bei den Jungtieren kann man einen schwach ausgebildeten Schnabelansatz beobachten und ihre Finne ist spitzer, aufrechter und ähnelt mehr der eines Delfins. Bei den Männchen ist die Basis der Rückenflosse länger und sie ist insgesamt grösser. Pilotwale sind dunkelgrau, bräunlich oder schwarz mit einer diffusen helleren Zeichnung auf dem Rücken.

Population der Kanaren:

Pilotwal von unten

Im Windschatten aller Inseln (ausser El Hierro) mit einer zentralen stabilen Population im Südwesten von Teneriffa. In einer Studie wurden dort 636 Exemplare an ihren charakteristischen Rückenflossen identifiziert. Elf stabile Gruppen oder „Pods“ konnten hier ausgemacht werden. 117 von diesen Tieren wurden bei La Gomera wiedergefunden, andere bei Gran Canaria und 11 sind bei Vergleichen mit den Tieren Madeiras auch dort angetroffen worden.

Wenn Pilotwale aus grosser Tiefe auftauchen, durchbrechen sie mit Schwung die Oberfläche

Auch bei den anderen Inseln sind sie häufig, insgesamt wird die Population je nach Autor auf 800 bzw. 2000 Tiere bei den Kanaren geschätzt. Meist bevorzugen sie mindestens 400 m tiefes Wasser weitab von der Küste. Hauptsächlich halten sie sich über Tiefen um 1000 m auf, im Sommer eher noch weiter draussen. Die Reiseroute eines vor La Gomera markierten Pilotwales finden Sie auf der Facebook-Seite von Ceamar.

Normalerweise bilden sie gemischte Gruppen von 10 bis 20 Tieren mit wenigen Männchen und mehr Weibchen und Jungtieren, während sich in den “Versammlungen” im Sommer bis zu 100 Tiere treffen.

 

Verhalten:

schlafende Pilotwale

Pilotwale verbringen lange Ruhepausen “bojenähnlich” an der Wasseroberfläche, um sich für die Jagd auf Kalmare und Fische in grossen Tiefen vorzubereiten und mit Sauerstoff zu versorgen. So lassen sie sich gut beobachten, solange man sie nicht stört. Meistens tauchen einige Tiere oder die ganze Gruppe gemeinsam ab. Die Jungen kommen häufig früher wieder hoch oder bleiben gelegentlich ganz an der Oberfläche. Dann kann man die sogenannten “Kindergartengruppen” mit wenigen Erwachsenen und mehreren Jungtieren beobachten.

Der Zusammenhalt zwischen den Mitgliedern einer Herde ist sehr auffällig. Sie trennen sich ihr ganzes Leben lang nicht. Vor allem zwischen Mutter und Kalb gibt es besonders intensive Bindungen.

Die Neugeborenen zeigen vertikale Hautfalten

Paarungen finden nicht zwischen Mitgliedern der gleichen Gruppe statt, sondern bei Treffen unterschiedlicher Familien.

In der Ruhephase atmen sie einige Minuten ruhig ein und aus und füllen ihr Sauerstoffreservoir wieder auf. Beim Whale Watching scheint es oft, als würde sie die Nähe von Booten nicht stören. Die Wale verhalten sich weiter ruhig, wie auf dem Foto im Hintergrund. (Man sollte in Betracht ziehen, dass die Tiere vielleicht zu müde sind, um sich zu entfernen oder sogar zu tauchen.) Die Jungtiere nähern sich den Booten und “spielen”. Sie zeigen eine oder beide Brustflossen oder heben den Kopf aus dem Wasser um zu spähen. Man vermutet, dass sie mit den Fluken auf die Oberfläche schlagen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Die Fluke wird nur selten gezeigt. Schlagen sie damit auf die Wasseroberfläche, demonstrieren sie Macht

In manchen Fällen nähern sich die Boote zu sehr an oder fahren zu schnell: Dann beginnen die Pilotwale sich zu bewegen, tauchen ab oder entfernen sich.

Die Babys (< ½ Länge der Erwachsenen) schwimmen normalerweise dicht bei der Mutter und die Neugeborenen (man sieht die Geburtsfalten an der Seite) trennen sich gar nicht von ihr. In diesem Alter ist die Gefahr, dass ein Hai oder andere Wale es angreifen, sehr gross.

An Tagen mit Wind und Wellen kann man sie gelegentlich beim Surfen beobachten. Sprünge sind deutlich seltener als bei den bereits erwähnten Delfinen.

Wenn die Tiere an der Wasseroberfläche schlafen, ist alles ruhig, wenn man mit dem Hydrophon „horcht“. Wenn sie sich untereinander „sozialisieren“, kann man viele Clicks und Pfiffe hören. Horchen Sie mal:

Lebenszyklus

Totgeborene Babys werden noch wochenlang mitgeschleppt

Die meisten Geburten finden im Sommer nach einer Tragzeit von 12 – 13 Monaten statt, obwohl man das ganze Jahr über Neugeborene beobachten kann. Nach 2 – 4 Jahren werden sie entwöhnt. Weibchen werden mit 7 – 12, Männchen mit 15 Jahren geschlechtsreif. Männchen erreichen 46, Weibchen bis zu 64 Jahre.

Hier sieht man ein Weibchen mit ihrem totgeborenen Baby. Sie versucht, es zum Atmen an die Oberfläche zu bringen und trägt es bis zu 10 Tagen mit sich herum.

Ernährung:

junger Pilotwal macht „Faxen“

Pilotwale fressen hauptsächlich Kalmare, die in etwa 15-minütigen Tauchgängen erbeutet werden. Dabei werden in der Literatur die Arten Todarodes sagittatus und Megalocranchia sp. genannt. Wir haben hier auf La Gomera allerdings auch 10 cm dicke Tentakel neben den Pilotwalen an der Oberfläche gefunden, was darauf hinweisen könnte, dass diese auch Riesenkalmare fressen.

Eine ruhende Gruppe von Pilotwalen

Die Wale tauchen mit einer Geschwindigkeit von etwa 2 – 5 Metern pro Sekunde (m/s) bis auf 500 – 600 m. Dort werden sie langsamer, orientieren sich mit Klicks und beginnen eine schnelle Jagd mit 25 – 30 km/h, bis in durchschnittlich 700 m Tiefe. Wenn man dies mit den Tauchgeschwindigkeiten anderer Arten (2 m/s beim Pottwal, 1,5 m/s bei den Schnabelwalen) vergleicht, bietet sich plötzlich ein neues Bild vom so „ruhigen“ Pilotwal. Im Rahmen von Markierungsexperimenten der SECAC konnte ein Männchen zwischen 9.00 und 16.00 Uhr bei 17 aufeinander folgenden Tauchgängen in über 700 m Tiefe beobachtet werden! Sogar ein Jungtier von etwas mehr als einem Jahr und einer Länge von 2,20 m tauchte 10 mal über 100 m tief und erreichte in einem Tauchgang 370 m. Der extreme Energieaufwand und die vielen Fehlversuche werden kompensiert durch den hohen Kaloriengehalt der Beute. Diese Strategie hat dieser Art den Beinamen „Geparden der Tiefsee“ eingebracht.

Die nächtlichen Tauchgänge erreichen nur etwa 100 – 300 m, da die Beutetiere sich nachts im Schutze der Dunkelheit der produktiveren Oberfläche nähern.