In den letzten Wochen wurden das Gebiet südwestlich von Teneriffa und alle Gewässer rund um La Gomera als Whale Heritage Site zertifiziert. Diese Auszeichnung, die von der World Cetacean Alliance (WCA) vergeben wird, prämiert herausragende Orte auf der Welt, die sich durch verantwortungsvolle und nachhaltige Beobachtung von Walen und Delfinen auszeichnen.
Vor allem in Bezug auf die Berichterstattung der letzten Tage liegt es mir am Herzen, drei sehr wichtige Aspekte zu betonen:
1) Es ist sehr wichtig, sich vor Augen zu halten, dass das Zertifikat keine Belohnung dafür ist, dass wir bisher alles richtig gemacht haben oder dass wir bereits im Besitz des „guten Erhaltungszustandes“ wären, den es nun zu genießen gilt. Sondern es soll eine Art Ziel definieren, das es zu erreichen gilt, eine Herausforderung für alle Beteiligten. Selbst in den Anforderungen des Zertifikats ist die Rede von der „Identifizierung und Unterstützung nachhaltiger Praktiken und der Schaffung einer Plattform für die Gemeinschaft, um sich mit der Meereskultur, dem Erbe und der biologischen Vielfalt zu beschäftigen“.
Möge jeder die Schätze kennenlernen, die in unserer Natur zu finden sind und sie in seine Realität aufnehmen und bewahren können!
2) Es ist auch sehr wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um eine Form des Schutzgebietes handelt. Das Vorhandensein von geschützten Bereichen wird im Zertifizierungsprozess positiv bewertet, weil es Teil der Zusammenarbeit mit der staatlichen Seite der Gemeinschaft ist. Eine wirklich schützende Einrichtung müsste von den finanziellen Mitteln begleitet werden, die zur Beobachtung ihres Zustandes und der gegebenenfalls notwendigen Überwachung nötig werden, falls sie sich nicht so entwickelt, wie es in den entsprechenden Vorschriften vorgesehen ist. Dies ist hier nicht der Fall!
3) Ausserdem sollten wir begreifen, dass es nicht nur darum geht, Wale zu schützen, sondern auch darum, unser Handeln mit den Bedürfnissen des gesamten Ökosystems in Einklang zu bringen, in das wir eingebettet und mit dem wir verbunden sind und von dem wir abhängen.
Situation:
Auf den Kanaren werden die Wale vor allem als eine Form des Tourismus gefeiert, die eine große Anzahl von Kunden anzieht und unterhält und einen ebenso hohen wirtschaftlichen Nutzen bringt. Zwischen dem, was da ist, und dem, was sich am Horizont abzeichnen könnte, liegt ein weiter Weg. Gleichzeitig ist es möglich, diese Ressource zu „nutzen“, diese sicherlich sehr schöne Form des Zeitvertreibs, um eine Verbindung zur Welt der Ozeane zu vermitteln, was den Besuchen einen sehr wichtigen Mehrwert verleihen würde.
Herausforderungen:
Wie einige von Ihnen vielleicht schon mit eigenen Augen gesehen haben, ist die Walbeobachtung auf den Kanarischen Inseln nicht ganz nachhaltig. Es gibt Beobachtungen von so genannten „Eindringlingen“, Booten, die nicht registriert sind, die keinen ausreichend ausgebildeten Führer für den Job haben oder keine Arbeitslizenz besitzen, solche, die sich nicht an den Verhaltenskodex halten, oder einfach (zu) viele Boote. Auch Jetskis, Tauchclubs, Privatboote, generell viel maritimer Verkehr machen den Tieren zu schaffen und der Zustand der lokalen Gruppen wird durch aufkommende Schadstoffe, Lebensraumzerstörung, Überfischung und Pestizide oder einfach durch übermäßige Nutzung beeinträchtigt.
Vielleicht können wir uns dessen, was wir unser Erbe nennen könnten, würdig erweisen und diese Auszeichnung, diese Zertifizierung als „Whale Heritage Site“, als jenes oben genannte Ziel, jene Herausforderung für uns sehen.
Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass hinter einer nachhaltigen Entwicklung nicht nur verantwortungsbewusste Politiker stehen, denen wir auf der anderen Seite die Schuld geben können, wenn unsere Gemeinschaft am Ende nicht den gewünschten Weg geht, sondern dass diese Entwicklung von uns, von uns allen, abhängt.
