12.10.23 Wüstenwinde leiten Zugvögel um

Der Sanderling (Calidris alba) bei der Gefiederpflege

Die lange anhaltenden warmen Ostwinde haben für einige von uns eher ungemütliche Wetterbedingungen mitgebracht. Zumindest für die Zugvögel scheint nicht das Gleiche zu gelten, vielleicht denken sie aber auch nur, sie wären schon in Afrika angekommen …

In diesen Tagen sind für unsere Verhältnisse ungewöhnlich viele Watvögel an der Küste zu beobachten. Vielleicht kennt sie der eine oder andere von der sehr reichhaltigen Nordseeküste, wo sie in Mengen zu beobachten sind, wie sie mit ihren teilweise langen Schnäbeln tief im Schlick herumwühlen, oder den Spülsaum der Wellen im Dauerlauf absuchen.

Der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) ist ein seltener Gast

Wir mit unseren vergleichsweise geringen Mengen an Nahrungsvorräten stehen sonst eher im Schatten der östlichen Inseln, über die auch die Zugrouten verlaufen. Gar nicht vergleichbar sind die extrem vogelreichen Saharabänke, an der Küste Mauretaniens, wo die knuffigen Gesellen wohl eigentlich landen wollten. Zu uns kommen sie normalerweise, um einen kurzen Zwischenstop auf ihrer enorm anstrengenden, mehrere 1000 km langen Route einzulegen. Hier wird sich geputzt, Pause gemacht, vielleicht ein Häppchen gegessen. Eigentlich geht es dann weiter. In diesem Jahr bleiben einige schon seit mehr als einer Woche, heute waren es 4 Sanderlinge, 3 Sandregenpfeifer und ein Alpenstrandläufer, neben den normalen Regenbrachvögeln und Flussuferläufern.

Der Regenbrachvogel (Numenius phaeopus) überwintert regelmässig an unseren Küsten

Die Arten der letzten 2 Wochen:

Als generell häufige Wintergäste sind die Regenbrachvögel (Numenius phaeopus) vielleicht die auffälligsten Watvögel oder Limikolen an unserer Küste. Sie staksen mit grosser Ausdauer zwischen den Tümpeln umher, immer auf der Suche nach kleinen Krebsen und Garnelen. Sobald sie sich bei Ebbe satt gegessen haben, stellen sie sich in eine geschützte Stelle und bleiben dort stehen, solange sie nicht gestört werden, oder die nächste Ebbe naht.

Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula)

Der weiter oben abgebildete Sanderling Calidris alba) ist der Dauerläufer am Strand. In den letzten Tagen konnte man sie immer wieder in Playa oder Puntilla mit den Wasserbewegungen der Wellen auf und ab rennen sehen, wenn sie nicht soger den ganzen Strand entlanggewetzt sind.

Besonders hab ich mich über die Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) gefreut, denen ich jetzt mehrmals am Charco del Conde begegenet bin. Netterweise laufen sie auch mal in 2 m Abstand vor jemandem her, der sich still in den Sand setzt und sind so besonders gut zu beobachten. Im Gegensatz zu den Sanderlingen suchen sie aber auch in den Riffen zwischen Felsen und Tümpeln Nahrung.

Flussuferläufer (Actitis hypoleucos)

Der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) brütet in der Tundra und kommt schon recht selten hier nach La Gomera. Da er sich oft komplett still verhält, ist er nur sehr schwer zu erspähen. Er ist etwas rundlicher als die Sanderlinge und seine Federn sind am Bauch schon etwas schwärzlich.

Am Einfachsten ist der Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) zu erkennen, der wegen seiner Angewohnheit mit dem Schwanz zu wippen im Norden Deutschlands auch Wippstert genannt wird. Dafür ist er sehr schüchtern und so ist es besonders schwer, ihn zu fotografieren auch wenn er meist den ganzen Winter hier verbringt. So habe ich dieses Bild von Teneriffa nutzen müssen.