Charco del Conde und Charco de la Condesa

Da bisher keine Informationsschilder aufgestellt wurden, weiss natürlich niemand, dass der gesamte Küstenstreifen zwischen der Statue Hautacuperches in Puntilla über den Charco del Conde (Babybeach) und den Charco de la Condesa bis zum Kreisverkehr von Vueltas ein Naturschutzgebiet ist.

Sitio de Interés científico Charco del Conde

Das Schutzgebiet „Sitio de Interés Científico Charco del Conde“ fällt in die Kategorie „von wissenschaftlichem Interesse“, der niedrigsten Kategorie im Rahmen aller kanarischen Schutzgebiete. Das wird sofort deutlich, wenn man betrachtet, dass die östlich der Strasse liegenden Hotels, Appartments und Wohnhäuser sich innerhalb des zu schützenden Areals befinden.

Gleichzeitig wird das Gebiet aber auch im Rahmen der europäischen Habitat-Richtlinie geschützt.

Hier sollen die Tamariskenbüsche (Tamarix canariensis), die eine wertvolle Barriere gegen den Salzeintrag vom Meer her bilden, und die flachen, felsigen Bereiche der Küstenlinie mit den darin gelegentlich auftauchenden Watvögeln geschützt werden.

Salzreiche Gischt steigt aus den grossen Brechern auf

Wenn grosse Wellen an der Küste brechen, wird Gischt in der Form feiner Tröpfchen mit Salzfracht in die Luft gewirbelt. Je nach Wind werden teilweise grosse Mengen davon Richtung Land geweht. Die Tamarisken sind Meister bei der Anpassung an ein Leben in salzigem Umfeld und gedeihen hier prächtig. Sie können sogar Salz aus über Drüsen ausscheiden. Weht die Gischt (oder Maresía) über die ersten Reihen von Tamarisken, lagert sich ein grosser Teil ihrer salzigen Fracht auf deren Ästen ab und die dahinterliegenden Häuserreihen werden verschont. Sehen Sie dazu auch hier nach. Kanarenweit werden die Tamariskenbestände (Tajarales) deshalb als wertvolles Florenelement geschätzt und europaweit als geschütztes Habitat eingestuft. Momentan werden alle natürlichen Tamariskenbestände auf La Gomera registriert.

Tamarisken a Charco del Conde

Neben den Tamarisken sind im Gelände noch einige weitere salzliebende Pflanzen zu finden. Zusammen bilden sie ein recht undurchdringliches Gestrüpp, wenn sich auch gerne einige „Hippies“ hier einnisten.

Dieses Gebüsch dient auch als Rückzugsgebiet für Vögel, zum Beispiel sind hier die Brillengrasmücke und der Kanarenzilpzalp häufig. Auch aus dem Grund sollte man die Zone der Büsche meiden. Nach Ansicht der Kanarischen Behörden muss ich, wenn ich im Schatten der Tamarisken Aktivitäten mit den lokalen Schülern durchführe, darauf achten, dass ich sie dabei nicht berühre!

Tamarisken-Federmotte (Agdistis tamaricis)

Wie überall auf der Welt dienen auch die Tamarisken wieder als Futter. Auf den Ästen ernähren sich die im Raupenstadium extrem gut getarnten Tamarisken-Federmotten. In manchen Jahren, mit sehr hohen Temperaturen oder grosser Trockenheit, scheinen die Raupen im dichten Gebüsch die Oberhand zu gewinnen, und tauchen dann in ihrer Ypsilon-ähnlichen Erwachsenenform, mit eingerollten und nach vorne gestreckten Flügeln unverkennbar, auch massenhaft in Innenräumen auf.

Regenbrachvogel mit Krebs

Der ganze Küstenstreifen bietet aber auch ein El Dorado für verschiedene Limikolen oder Watvögel. In den flachen Tümpeln staksen sie umher und vor allem der Regenbrachvogel findet hier in den Wintermonaten seine Nahrung in den Tümpeln und Spalten. Gelegentlich lässt sich auch mal ein Sandregenpfeifer blicken. Ansonsten sind es hauptsächlich Seiden- und Graureiher, die sich hier, ebenfalls in den Wintermonaten, einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser picken. Der Seidenreiher und der Rallenreiher werden im Anhang I der Vogelschutzrichtlinie genannt, und neben Regenbrachvogel explizit unter den Massgaben des Artikels 4 im Managementplan des Schutzgebietes geführt. Für die Erhaltung ihres Lebensraumes müssen besondere Schutzmassnahmen eingeleitet werden. Daneben werden noch Graureiher, Sandregenpfeifer, Steinwälzer und Kuhreiher als schützenswert gelistet.

Arthrodeis obesus gomerensis

Ausserdem gibt es eine nur in Valle Gran Rey vorkommende Unterart eines kleinen Käfers, den Boliche gomero (Arthrodeis obesus gomerensis), der als vom Aussterben bedrohte, prioritäre Art besonderen Schutz geniesst.

 

 

Seidenreiher und Graureiher

Ausdrücklich wird aber auch erlaubt: Der öffentliche Genuss der Natur und die Umweltbildung, sofern sie im Einklang mit den Bestimmungen des Managementplanes stehen. Das bedeutet: solange man die genannten Elemente nicht stört oder zerstört.

Für mich sind diese Zonen – vor allem der Bereich des Charco de la Condesa – sehr interessant, um mal einen Blick in die Tümpel zu werfen. Neben vielen Jungfischen, die hier eine ideale Kinderstube finden, gibt es haufenweise Krebse, Schnecken und Würmer. Vielleicht setzen Sie sich einmal zwischen den Tümpeln hin und warten, was sich nach 5 Minuten alles um sie herum bewegt oder halten sogar einen Fuss ins Wasser, und schauen, was da so „anbeisst“.