Bienen, Hummeln, Wespen und Ameisen

Ameisen, Wespen, Bienen und Hummeln zählen zu den Hautflüglern. Wer alles noch in diese Verwandschaft gehört, erzählen wir Euch hier: Legt die Ohren an und holt schonmal Chips …!

Generelles zu Hautflüglern:

Kanarische Hummel (Bombus canariensis)
Kanarische Hummel (Bombus canariensis)

Die wichtigsten Merkmale bilden die deutliche Gliederung in drei klar getrennte Abschnitte (Kopf, Brust und Hinterleib), zwei durchsichtige (häutige) Flügelpaare und langgezogene Fühler. Unter den 967 Arten (!!)  innerhalb dieser Gruppe auf den Kanarischen Inseln sind etwa 23,5 % endemisch. Sooo viele Arten … Bei dieser enormen Vielfalt dürfen wir schon froh sein, wenn wir die Stechenden von den Ungefährlichen unterscheiden können!

Ehrlich gesagt, können wir als Anfänger froh sein, wenn wir  sie von den Fliegen unterscheiden können, bei denen jeweils nur ein Flügel jede Seite ziert (das soll einer sehen?) und die meist nur kurze Fühler ihr Eigen nennen. Die meisten Arten der Hautflügler haben, wie die Feldwespe weiter unten, eine schick eingeschnürte Wespentaille. Na selbst bei der Hummel ist das ja schon schwierig zu sehen. Und dann fliegen die doch immer hin und her …!

Honigbiene (Apis mellifera)

Will man sich diese Vielfalt etwas besser organisieren, sollte man sich im Klaren sein, dass die oben genannten, bekannten Tierchen nur einen Teil einer sehr umfangreichen Gruppe darstellen. Zu viele, zum Teil sehr unterschiedliche, Gruppen von Bienen und Wespen gibt es in Wirklichkeit, auch wenn sie allgemein nicht bekannt sind. Aber mit ein bisschen Geduld kann man viele recht gut unterscheiden, ihr werdet sehen.

Ganz grob gliedert man die Hautflügler  in 1) Taillenwespen, zu denen 1a) Stechimmen (mit einem zu einem Wehrstachel ausgebildeten Legeapparat) und 1b) Legimmen zählen, und 2) Pflanzenwespen, einen Zusammenschluss aus unterschiedlichen Familien, die sich hauptsächlich von Pflanzen ernähren. Da die Pflanzenwespen nur mit wenigen Arten auf den östlichen und zentralen Inseln vorkommen und die Legimmen klein oder unscheinbar sind oder versteckt leben, beobachten wir also hauptsächlich Stechimmen auf den Kanaren.

Taillenwespen (Apocryta)

Polistes dominula
Gallische Feldwespe (Polistes dominula)

In der Unterordnung der Taillenwespen zeigt sich ein tiefer Einschnitt hinter dem ersten Hinterleibssegment (die Wespentaille), der dem Hinterteil grössere Beweglichkeit verleiht. Die Legimmen haben einen langen Legstachel, mit dem sie ihre Eier in andere Tiere hineinlegen oder in Holz hineinbohren. Innerhalb der Stechimmen wurde der Legestachel zu einem Wehrstachel umgebildet, der bei Einigen von uns gefürchtet ist.

Stechimmen (Aculeata):

Die erste Überfamilie, die Apoidae umfasst Bienen und Grabwespen.

Bienen

Die echten Bienen (Familie Apidae) haben leckend-saugende Mundwerkzeuge, mit denen sie den Nektar aus Blüten schlecken. Sie sind auf den Kanaren, unter anderem, durch die westliche Honigbiene (Apis mellifera, Abeja de la miel, 12 – 17 mm) und die Kanarische Hummel (Bombus canariensis, Abejorro, 14 – 17 mm) vertreten. Falls jemand eine der auf La Palma und Teneriffa schon eingewanderten europäischen Hummeln der Art Bombus ruderatus auf La Gomera finden sollte, wird darum gebeten, diese Begegnung gleich bei uns oder auf der Seite der invasiven Arten der kanarischen Regierung „Redexos“ zu melden.

schwärmende Honigbienen (Apis mellifera)

Die Arbeiterinnen der Honigbienen sind etwa 12 – 14 mm gross, Männchen (Drohnen) haben deutlich grössere Augen und erreichen etwa 16 mm, Königinnen sogar 22 – 25 mm.

Und wer meint, Honigbiene sei gleich Honigbiene, der sei hierhin verwiesen.

Die Imker der Kanaren hatten in vergangener Zeit einen grossen Trumpf im Ärmel: Ihre Königinnen paarten sich immer mal wieder mit nah verwandten, wilden, teils afrikanischen Rassen, ihre genetische Vielfalt war entsprechend hoch und ihre Anfälligkeit für den Befall mit Schädlingen sehr gering. Das wussten die europäischen Imker sehr zu schätzen und haben viele der hiesigen Linien nach Europa „entführt“. Mittlerweile ist die entstandene Lücke durch andere Linien ersetzt worden, die auch eher anfällig sind. So zumindest erzählte mir eine Bienen-Freundin….

Honigbiene im Landeanflug

In den letzten Jahren hat die Imkerei jedenfalls sehr stark zugenommen. Überall sieht man die Bienenkörbe in der Landschaft spriessen. Auch wenn der hiesige Honig ist eine Köstlichkeit ist, die Imkerei für einen wohlhabenden Tourismus tolle Mitbringsel produziert und eine würdige Alternative zur direkten Arbeit im Tourismus birgt, sind nicht alle Stimmen positiv: Wissenschaftler warnen vor der zahlenmässig übermächtigen, gezüchteten Honigbiene, die natürlich für Wildbienen eine Konkurrenz darstellt. Mein Chef und Insektenspezialist beim Kanarischen Umweltamt fragte mich im Sommer 2021 ob ich in den vergangenen Monaten viele Honigbienen auf unseren Kontrollgängen beobachtet hätte und freute sich sichtlich, als ich dies verneint habe.

Über die Probleme der deutschen Bienenvölker können Sie hier vernünftige Information finden.

Wildbienen:

Trauerbiene (Melecta curvispina) mit Dickkopffliege (Physocephala biguttata)

Wer jetzt denkt, das wäre es dann mit den Bienen, sieht sich getäuscht: Es gibt ja jede Menge Arten. Um sie von den Honigbienen zu unterscheiden, wurde der Begriff Wildbiene eingeführt.

Innerhalb der schon genannten Familie der echten Bienen oder Apidae findet man weitere Gattungen, wie die Trauerbienen der Gattung Melecta. Diese legen ihre Eier parasitär in die Bruthöhlen der Pelzbienen der Gattung Anthophora und werden deshalb auch „Kuckucksbienen“ genannt.

Fossile Nester von Pelzbienen (Anthophoren) Graciosa

Mies? Auch die Trauerbienen kriegen ihr Fett weg. Bei einer Begegnung mit den Dickkopffliegen können diese in einer flüchtigen Berührung ihre Eier an der Aussenseite der Biene befestigen, die Larven beissen sich einen Weg und entwickeln sich dann in derem Hinterleib. In diesem Fall (Foto) war eine Trauerbiene der Art Melecta curvispina fällig.

 

Pelzbiene (Anthophora alluaudi)

Auch die dicht behaarten Pelzbienen der Gattung Anthophora gehören zu den echten Bienen. Die fossilen Behausungen der Bienenlarven auf Lanzarote, Fuerteventura y La Graciosa sind vor etwa 10.000 Jahren in einer Phase mit reichhaltiger Vegetation in dieser Zone von Bienen dieser Gattung für ihre Larven gebaut worden. Sie sammeln Pollen und Nektar und tragen diesen in die für die Larve angelegte Höhlung im Sand oder Schlamm.

Weiße Bindenpelzbiene Amegilla quadrifasciata (syn. Anthophora quadrifasciata)

Die lautstarken Brummer der Art Ameguilla quadrifasciata sind leicht an einem dichten braunen Pelz auf dem Rücken, vier breiten weissen Streifen auf dem Hinterleib und weissen Schienenbürsten zu erkennen. Mit den letzteren, auch Scopa genannt, sammeln und verbreiten sie Pollen von einer Pflanze zur anderen, wenn sie auf der Suche nach Nektar ihren dicken Saugrüssel in die Blüten tauchen. Wegen ihres lauten Gesumses werden sie auf den Kanaren Sunsunito genannt.

Langhornbiene (Männchen – Eucera gracilipes)

Wer sich weitab von jeder Zivilisation mit einer sehr dichten und hörbaren Population von Bienen konfrontiert sieht, könnte auf eine massive Vermehrung von Langhornbienen (Eucera gracilipes) gestossen sein. Wild durcheinander fliegend und nur gelegentlich kurze Pausen einlegend besuchen sie ihre Nisthöhlen in einer dichten Kolonnie und so ist es sehr schwierig, sie mal genau zu beobachten. Da sollte man für ein Foto besser ein paar Blütenpflanzen in der Umgebung suchen. Die extrem langen Antennen sind aber auch im Flug oft recht deutlich erkennbar.

Bauchsammlerbiene (Megachile canariensis)

Die Bauchsammlerbienen (Megachilidae) sind die zweitgrösste Familie der Bienen, innerhalb derer viele unterschiedliche Lebensweisen beobachtet werden. Sie gehören wie die Apidae zu den langzungigen Bienen, sind also in der Lage, aus weit im Schlund einer Blüte liegenden Nektarvorräten zu „trinken“. Sie tragen aber keine Körbchen, in denen sie Pollen sammeln könnten. Stattdessen benutzen sie eine auf der Unterseite des breiten Hinterleibes befindliche Bauchbürste. Auf La Gomera habe ich aus dieser Familie die Gattungen Megachile, Osmia und Pseudoanthidium beobachtet.

Glänzend grüne Schmalbiene (Lasioglossum viride)

Die Halictidae heissen im Englischen „Sweat Bees“ – Schweissbienen, weil sich einige Arten von Schweiss angezogen fühlen. Sie sind auf den Kanaren mit 44 Arten und Unterarten besonders häufig, die Meisten sammeln Pollen von verschiedenen Pflanzen und legen ihre Nester im Boden an. Die Gattungen Lasioglossum (Schmalbienen), Halictus (Furchenbienen) und Sphecodes (Blutbienen) findet man regelmässig bis sehr häufig auf La Gomera. In der Gallerie weiter unten finden Sie einige Arten mehr.

Gomera – Sandbiene (Andrena wollastoni gomerensis)

Die Sandbienen oder Andrenidae bauen ihre Nester bis zu 60 cm tief in sandigen Untergrund. Es gibt etwa 20 Arten auf den Kanaren. Sie gehören zu den körbchentragenden Bienen, die an ihren Beinen Pollen sammeln können. Die meisten Arten sind auf spezielle Pflanzen angewiesen, deren Pollen sie verwerten können. Auf La Gomera habe ich bisher 4 Arten gefunden, Andrena wollastoni gomerensis = Andrena gomerensis, A. vulcana, A. chalcogastra und A. mediovittata.

Seidenbiene (Colletes dimidiatus)

Zu den weniger bekannten Bienen gehören die Seidenbienen (Colletes) und Maskenbienen (Hylaeus) aus der Familie der Kropfbienen (Colletidae). Sie zeigen keine äusserlich erkennbaren Pollensammelstrukturen. Die beiden Arten der Gattung Colletes gehören zu den wenigen geschützten Arten innerhalb der Hautfügler. Die Maskenbienen sind sehr klein und werden oft nicht als Bienen erkannt.

Nicht-Bienen innerhalb der Bienenähnlichen

Kurzstielsandwespe (Podalonia tydei)

Der Begriff Wespe ist keine wissenschaftliche Kategorie, er umfasst die nicht pollensammelnden Stechimmen. Obwohl auch viele Wespen sich zwischendurch mit dieser energiereichen Kost versorgen oder sogar im Erwachsenenstadium allein davon ernähren. Die meisten Wespen sind zudem, da sie keinen Pollen sammeln, nicht so behaart wie Bienen. Oft zeigen sie einen langestrecktem Körperbau.

Sandwespe (Podalonia tydei)

Zu den nahe mit den Bienen verwandten Grabwespen gehören die Sphecidae. Die zu ihnen gehörenden Sandwespen der Gattung Podalonia schleppen zum Teil grosse Beutetiere über den Boden und stecken sie für ihre Larven in die tiefliegenden Nester. Bei ihnen haben nur die Männchen eine weissliche Behaarung auf der Stirn.

 

Mörtel-Grabwespe (Sceliphron spirifex)

Bei mir in der Lampe oder an der Wäscheleine, an der Wand der Dachterrasse oder unter Dachziegeln nisten die Mörtel-Grabwespen (Sceliphron spirifex), deren liebste Beschäftigung darin zu bestehen scheint, Schlamm zusammenzutragen und damit Nester zu bauen. Die werden dann hauptsächlich mit Spinnen angefüllt, die für die Nachkommenschaft als Vorrat dienen sollen. Da die Mörtel- Grabwespe nun mal gross ist und gefährlich aussieht, aber nicht wie die uns bekannten Wespen, stellt sich für Laien immer wieder die Frage, ob sie stechen kann: Wenn sie die Spinnen irgendwie davon abhalten will, sich zu wehren, sollte sie die vorher lähmen. Sie kann also ordentlich pieksen. Sie gehört eben auch zu den Stechimmen!

Überfamilie Wespenähnliche (Vespoidae)

solitäre Faltenwespe (Ancistrocerus gazella)

Die Familie der Faltenwespen (Vespidae) wird unterteilt in Soziale F. (Echte Wespen und Feldwespen) und unsoziale … äh, solitäre Faltenwespen.

Zu den Sozialen Faltenwespen, die wegen der von ihnen beim Nestbau verwendeten zerkauten Holzmasse auch Papierwespen genannt werden, gehören die Meisten der uns bekannten Wespen.

Unterfamilie Echte Wespen (Vespinae)

Wespe frontal (Vespula germanica)

Die für uns leicht an ihrem gelbschwarzen Kleid erkennbaren „richtigen“ Wespen gehören hierher. Die drei hier vorkommenden Arten, die weiter oben abgebildete Gallische Feldwespe (Polistes dominula, gelbe Antennen), die gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die frontal abgebildete Deutsche Wespe (Vespula germanica, schwarze Antennen), ernähren sich von Obst, Pollen und Insekten. Ihre Nester bauen sie mit Holzbrei, den sie in eine papierähnliche Form bringen, weshalb sie auch Papierwespen genannt werden. Dabei sitzen die Nester der Feldwespen an einem dünnen Stiel, der sich leicht gegen Ameisen verteidigen lässt und ihre Waben liegen offen.

Unterfamilie Solitäre Faltenwespen

„unsoziale“ Faltenwespe (Ancistrocerus haematodes)

Die Familie der Eumeninae, der solitären Faltenwespen (oder asozialen Faltenwespen) ist mit 18 Arten vertreten. Da sie ihre Brutzellen aus Lehm bauen, werden sie auch Töpferwespen genannt.

Sie legen ihre Eier in kleine Hohlräume oder gefaltete Blätter und versorgen sie mit gelähmten Schmetterlingsraupen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Pflanzensäften. Dazu gehören die oben abgebildete Ancistrocerus gazella und die nebenstehende A. haematodes. Auch die folgenden, in der Gallerie abgebildeten Arten sind häufig: Die mittelgrosse Euodynerus reflexus und die winzige Leptochilus eatoni ssp. gomerensis, beide Arten schwarz mit roten Bändern.

Lehmwespe (Delta dimidiatipenne, Gran avispa alfarera)

Nachdem sie in den 90 Jahren auf Fuerteventura erstmals entdeckt wurde, hat sich in den letzten Jahren auch auf den zentralen Inseln, darunter La Gomera, eine Lehmwespe (Delta dimidiatipenne) ansiedeln können. Lehmwespen (Unterfamilie Eumeninae) richten ihre Nester mit den in der Umgebung gesammelten feinen Sedimenten ein und bestücken diese dann mit grossen Beutetieren als Futter für die Larven.

Familie Crabronidae

Bienenwolf (Philanthus triangulum)

Mit 72 Arten und Unterarten findet sich hier ein Sammelsurium an eher seltenen Wespen. Ein bekannterer und häufiger Vertreter der „quadratköpfigen Wespen“ (im Englischen „Square-headed Wasps“) ist der Bienenwolf. Die Erwachsenen ernähren sich von Nektar, aber für die Aufzucht ihrer Larven benötigen sie Fleischeinlagen. Dafür werden Honigbienen mit einem sehr schnellen Angriff mit dem Giftstachel gelähmt und zusammen mit Anderen mehr und mit den Eiern in einen tiefen Gang in Sandboden versenkt. Der Gute im Beispielfoto hat scheinbar auf unserer Dachterrasse eine kleine Pause gemacht. Kein Wunder bei der schweren Beute….

Weitere Gattungen auf La Gomera in der Gallerie: Cerceris, Oxybelus, Liris, Tachysphex, Bembix.

Familie Wegwespen (Pompilidae)

Wegwespe aus der Familie der Pompilidae mit ihrer Beute

Eine sehr interessante und rastlose Familie sind die Wegwespen (Pompilidae). Mir gefällt der englische Name Spiderwasp besser, schliesslich ernähren sie ihre Larven mit gelähmten Spinnen und laufen hektisch auf der Suche nach diesen auf dem Boden hin und her, stöbern unter Holzresten und Blättern. Bei der Art, die wir in den Bergregionen mehrfach im August und September angetroffen haben, handelt es sich möglicherweise um Arachnospila consobrina, die auf La Gomera mit der Unterart nivariae vorkommt.

Familie Scoliidae (Dolchwespen)

Dolchwespe (Micromeriella hyalina)

Auf Käfer haben sich die Dolchwespen (Scoliidae) spezialisiert, die auf den Kanaren mit drei Arten vertreten sind. Die Weibchen betäuben die Käferlarve und legen ein Ei an seine Seite. Ihre eigene Larve saugt erst am Engerling um ihn dann ganz aufzufressen.

 

Poecilotiphia gracilis

Familie Rollwespen (Tiphiidae)

Auch die Rollwespen haben sich auf auf Käferlarven sezialisiert. Ihren Namen bekommen sie daher, dass sich die langen Fühler der Weibchen nach dem Tod einrollen. Auf dne Kanaren sind bisher 3 Arten aus einer Gattung bekannt, nur eine (kommt auf La Gomera vor.

Familie Ameisen (Formicidae)

Auch die Ameisen gehören zu den wespenähnlichen Stechimmen, auch wenn viele Arten gar keinen Stachel mehr besitzen. Die kleinen Dinger! Kaum zu glauben, dass ihre Biomasse auf der Erde die aller anderen Insekten übertrifft!

Ameisen bei Lauspflege

Ein Ameisenstaat besteht vor allem aus unfruchtbaren Arbeiterinnen. Zur Paarungszeit wachsen geflügelte Männchen und Weibchen heran. Nach dem Hochzeitsflug und der Begattung der Jungköniginnen sterben die Männchen, während die Weibchen die Flügel verlieren und weiterleben, teils als Königin.

Ameisen können sehr schlecht sehen und orientieren sich nach Gerüchen. Zur Erkennung und Verständigung sondern sie Düfte ab.

Die uns bekannten Ameisenarten ernähren sich zum grossen Teil von Honigtau (einem zuckerhaltigen Ausscheidungsprodukt verschiedener, zu den Schnabelkerfen gehörender Läuse) und von Insekten. Auf den Kanaren schwärmen einige Arten an warmen und feuchten Tagen nach einer längeren Trockenzeit aus.

Die Gruppe der Ameisen ist mit 48 verschiedenen Arten auf den Kanaren vertreten (16 auf La Gomera). Sie sind eigentlich wie Wespen, die meistens keine Flügel tragen. Tatsächlich besitzt auch eine der vier Ameisenunterfamilien auf den Kanaren (Ponerinae) noch einen Giftstachel, die Arten der Gattung Hypoponera (H. eduardii 2 –3 mm dunkelbraun, Körperanhänge gelblich braun, sehr selten in Wäldern in grossen und tiefen Nestern und H. nivariana, nur T., in trockenen Küstenzonen des Nordens in kleinen Staaten von nur 30 Tieren).

Ameisen bei Nektaraufnahme

Unter den Drüsenameisen (Dolichoderinae) ist die Art Argentinische Ameise (Linepithema humile oder Iridomyrmex humilis) in den letzten 100 Jahren eingeführt worden. Sie verdrängt mit grosser Agressivität andere heimische Arten (wie Hypoponera eduardi), vor allem aus den kultivierten Bereichen. Die Arbeiterinnen sind 2 mm lang und gelblich braun, Weibchen erreichen 5 mm und glänzen mehr. Die Angewohnheit dieser Art, die Läuse, von deren Honigtau sie sich ernährt, von einer Pflanze zur anderen zu tragen und obendrein deren Fressfeinde zu vertreiben, macht sie zu einem ernstzunehmenden Schädling. Die zu ihrer Bekämpfung eingesetzten Gifte haben den anderen Ameisenarten sehr zu schaffen gemacht.

Kanarische Ernteameisen (Messor hesperius)

Zu den Knotenameisen (Myrmicinae) gehört die Kanarische Ernteameise (Messor hesperius, Arbeiterinnen 4 – 7 mm, Hinterleib schwarz, Rest rötlich, Weibchen 11 mm, glänzend schwarz) die sich vor allem von Samen ernährt und bei der die Eingänge der Bauten durch einen Trichter und Reste von Samen gekennzeichnet sind. In Kaugemeinschaften werden die Samen zu Ameisenbrot umgewandelt, von dem sich dann die anderen ernähren.

In Fuerteventura ist die zu den Knotenameisen gehörende Grosskopfameise (Pheidole megacephala) eingeführt worden und könnte zu grossen Problemen für andere Ameisen und Insekten werden. Da sie in feuchtem Umfeld am Besten gedeiht, hält sich der Schaden bisher in Grenzen.

Die Rasenameise (Tetramorium sp.) ist eine der auf allen Inseln häufigen Arten, bildet grosse Staaten und verhält sich anderen Völkern gegenüber sehr aggressiv. Die Arbeiterinnen sind etwa 2 –3 mm lang, ihre Farbe ist variabel von gelblich braun bis schwärzlich. Vollweibchen erreichen 11 mm und sind meist dunkelbraun mit gelblichen Beinen und Antennen. Die Nahrung besteht aus Aas, Insekten und Samen.

Rossameise (Camponotus hesperius)

Zu den Schuppenameisen (Formicinae) gehören zum Beispiel die relativ grossen Rossameisen (Camponotus rufoglaucus feai, Vollweibchen bis 14 mm, häufig in jungen Lavaströmen), oder die kleinen Wegameisen (Lasius neglectus, 4mm, häufig in feuchten Kiefern- und Lorbeerwäldern, natürlicher Feind von Plagen).

Die überall sehr häufige Honigtopfameise (Plagiolepis barbara canariensis) bekommt ihren Namen wegen des Verhaltens einiger Arbeiterinnen, die mit einem dehnbaren Hinterleib ausgestattet sind und im Stock als Nahrungsspender funktionieren. Arbeiterinnen sind 2 mm und Vollweibchen 4mm gross, beide sind braun mit gelblichen Körperanhängseln. Obwohl sie Allesfresser sind, klettern sie oft in Blüten und trinken den Nektar, was sie bei ihrer grossen Zahl zu wichtigen Bestäubern macht.

Überfamilie Chrysidoidae

Goldwespe (Chrysis magnidens)

Goldwespen (Chrysididae, 27 Arten) sind kleine (weniger als 1 cm grosse) Tiere mit schillernder bunter Körperfärbung, die ihre Eier in Stechimmen oder deren Larven legen. Bei ihnen kann man nur 5 oder weniger Segmente des Hinterleibes erkennen und die Stachel sind verkümmert. Die hier abgebildete Art Chrysis magnidens war auf La Gomera noch nicht bekannt, dieses Exemplar haben wir im Oktober 2021 in der Nähe von Benchijigua gefunden, im Frühjahr 2023 in der Nähe von Alojera gab es 3 Exemplare.

Legimmen

Gelbe Schlupfwespe (Amblyteles armatorius)

Die Legimmen sind ein Zusammenschluss aus vielen völlig verschiedenen Familien von Taillenwespen. Die meisten von ihnen injizieren mit einem langen Legestachel, der oft etwas gefährlich aussieht, aber nicht zum Stechen von grossen Säugern genutzt wird, ihre Eier in bestimmte Beutetiere und leben so in der Larvenphase parasitisch. So enstand auch der für diese Gruppe teilweise geläufige Name Parasitica.

Über 130 verschiedene Arten finden sich allein in der Familie der Schlupfwespen (Ichneumonidae) auf den Kanaren.

Schlupfwespe (Pimpla turionellae)

Die Schlupfwespe Pimpla turionellae legt ihre Eier in verschiedene Schmetterlingsraupen und die Larven anderer Insekten. Je nach Grösse der Beutetiere entwickelt sich entweder ein Weibchen oder ein Männchen: Ist die Beute gross, wird ein befruchtetes Ei hineingelegt, es wird zum Weibchen. Ist die Beute mickrig, reicht es nur für ein Männchen.

Erzwespe (Fam. Eulophidae sp.)

Auch die Feigenwespen (Agaonidae), die für die Befruchtung der Feigen esentiell sind, gehören in diese Gruppe. In einer seit 40 Millionen Jahre „wachsenden“ Symbiose gibt es ein Zusammenspiel, das Seinesgleichen sucht. Wer sich da genauer informieren möchte, kann hier nachlesen, oder sollte mal auf einer Führung in die Berge mitkommen.

Letztere werden in die Überfamilie der Erzwespen (Chalcidoidea) eingeordnet. Innerhalb dieser habe ich einige bisher nicht identifizierte Arten fotografieren können.

Blauäugige Hungerwespe (Evania appendigaster)

Hungerwespen (Evaniidae)

Eines der Kennzeichen in dieser Familie ist der winzige Hinterleib, der vermuten liesse, sie hätten nicht ausreichend Nahrung gefunden. Im Spanischen und Englischen heissen sie Flaggenwespen, da der Hinterleib einer an einem kurzen Stab hängenden Flagge ähnelt. Nur zwei Arten sind auf den Kanaren bekannt, auf La Gomera nur die Blauäugige Kakerlakenwespe (Evania appendigaster). Sie legen ihre Eier in die Ootheken der Schädlinge und fressen alle darin befindlichen Eier auf, sind also ein wirksamer Schutz gegen die übermässige Ausbreitung von Kakerlaken.

Pflanzenwespen (Symphyta)

Blattwespe sp (Tenthredinidae)

Ihnen fehlt der deutliche Einschnitt zwischen erstem und zweitem Hinterleibsegment, die Wespentaille. Ihre Larven ähneln den Raupen der Schmetterlinge. Die meisten von ihnen sind Nektar- und Pflanzenfresser und eine ganze Reihe zählen zu den Schädlingen. Zu ihnen gehören die Holzwespen (Siricidae, 2 Arten auf den Kanaren, nicht auf La Gomera), die mit einem langen Legstachel ihre Eier direkt in Holz legen, wo sich die Larven dann 2 – 4 Jahre gütlich tun. Auch wenn dann das Holz bereits verarbeitet ist, schlüpfen plötzlich fröhliche, wespenähnlich gefärbte Rieseninsekten und sorgen für Unterhaltung. Die Blattwespen (Tenthredinidae, 6 Arten) sind deutlich unauffälliger, meist dunkel gefärbt und bis zu 2 cm gross.

Galerie Bienen, Wespen und Ameisen: