Wen interessiert nicht, welche Temperaturen hier im Wasser zu welcher Jahreszeit zu erwarten sind? Generell ist das Wasser hier eher erfrischend, aber nicht überall und immer gleichwarm!
Generelle Situation bei den Kanaren
Der Kanarenstrom bringt relativ kühle Wassermassen von Afrika zu den Kanaren (auf gleicher Höhe, aber auf der anderen Seite des Atlantiks, vor der Küste Floridas, sind die Temperaturen noch ein paar Grad höher).
Auf ihrem Weg nach Süd-Westen wärmen sie sich nach und nach durch die Sonneneinstrahlung auf, so dass in Lanzarote und Fuerteventura die mittleren Jahrestemperaturen bei 18º C liegen, während bei El Hierro durschnittlich 22º C erreicht werden. Teneriffa und Gran Canaria zeigen Mittelwerte um 20º C.
Auf diesen beiden Inseln finden wir die Höchstwerte von 22º C im September und die kältesten Temperaturen mit 18º C im Februar.
Erwärmung bei den Kanaren
So war das zumindest, als ich hier noch studiert habe, vor 20 Jahren. Mittlerweile hat sich die Temperatur des Meeres bei den Kanaren um beinah 1 ºC erhöht, wenn man den Betrachtungen des Ozeanografischen Institutes von Teneriffa folgt. Da im Meer generell über so kurze Zeit nur sehr geringe Schwankungen auftreten, ist das schon eine Hausnummer. Entsprechend sind in den letzten Jahren immer mehr tropische Arten bei den Kanaren zu beobachten gewesen, Warmwasserarten wie der Trompetenfisch finden ihren Weg nach Lanzarote und auch riffbildende Korallen kommen seit 2014 bei Teneriffa vor. Allerdings passte das Jahr 2018 so gar nicht in diese Reihe. Eine durchschnittliche Temperatur von 20,45 °C stellt einen Ausreisser nach unten dar, nachdem die Jahre davor bei durchschnittlich 21 °C gelegen hatten.
Besser machen sich in den Medien Ausreisser nach oben. Zum Beispiel ist Anfang 2020 mal wieder ein kräftiger Temperaturanstieg im Nordpazifik in die Medien gekommen, der sich während des Jahres 2019 zugetragen hat. In der Darstellung wird die im Ozean gespeicherte Wärmemenge der oberen 2000 m in Joule pro Quadratmeter angegeben.
Die Wissenschaftler quantifizieren die seid 1995 in die Meere geflossene Energie, die sich in diesem Temperaturanstieg manifestiert, indem Sie sie mit den Explosionen von 36 Milliarden Atombomben Typ Hiroshima vergleichen.
Einflüsse auf Lufttemperatur
Man kann sich wahrscheinlich recht gut vorstellen, dass diese Wassertemperatur auch einen grossen Einfluss auf die generell bei den Inseln messbaren Temperaturen hat. Das Meer dient natürlich als riesiges Temperaturreservoir und dämpft die Jahresschwankungen. Im Sommer werden deshalb die höchsten Werte auch in grösserer Entfernung zum Meer erreicht.
In Küstennähe und vor allem auf den windabgewandten und strömungsgeschützten Bereichen der Südwestseiten der Inseln werden mit bis zu 26º C regelmässig deutlich höhere Werte erreicht, da hier der Austausch mit den kälteren, tieferliegenden Wasserschichten geringer ist.
Je tiefer man im Wasser abtaucht, desto niedriger sind die Temperaturen. Im Sommer, bei starker Sonneneinstrahlung und geringerer Durchmischung des Wasserkörpers, ist dieses Phenomen deutlicher ausgeprägter. Dann bildet sich eine warme Oberflächenschicht von etwa 40 Metern, die durch eine Sprungschicht von den darunterliegenden kälteren Schichten getrennt ist. In grossen Tiefen über 500 m liegen die Temperaturen bei 4º C. Diese Verhältnisse mit Einflüssen von gemässigten Temperaturen im Winter und einigen eher tropischen Temperaturen im Sommer, ermöglichen eine grosse Diversität mit Arten des kühlen Nordatlantiks sowie denen aus den wärmeren tropischen und mediterranen Gewässern.
Einfluss auf aktuelle Themen:
2017 hat eine Algenblüte von sich reden gemacht, die von Vielen mit der Wasserverschmutzung in Verbindung gebracht wurde. Der hauptsächliche Grund für die plagenhafte Ausbreitung des sogenannten Meeressägemehls, einer hochinteressanten Blaualgenart, waren die hohe Temperatur und die geringe Wasserbewegung im Winter und im Frühjahr.
Da warmes Wasser leichter ist als kaltes Wasser, bildet sich eine kräftigere Sprungschicht als Barriere bei warmen Oberflächentemperaturen. Wenn im Winter die Temperatur nicht unter einen bestimmten Wert sinkt, bildet sich so etwas wie eine permanente Smogwetterlage unter Wasser.
Dann bleibt die Sprungschicht erhalten und der winterliche Austausch mit tieferen Wasserschichten findet nicht statt. So kann kein für die Atmung von Fischen und Zooplancton notwendiger Sauerstoff in die Tiefe gelangen und die für die Photosynthese der Algen notwendigen Nährstoffe bleiben dort unten.
Da die Alge im Gegensatz zu anderen planktonischen Mikroalgen in der Lage ist, auch in sehr nährstoffarmen Phasen gut zu überleben, da sie sich in der Tiefe mit Nährstoffen versorgen und dementsprechend mit schlechten Oberflächenbedingungen einen Vorteil gegen andere Algen hat.
Siehe die Artikel über Algenpest 1 und 2.