Raubvögel und Raben

In dieser Seite habe ich Raubvögel und Raben zusammengefasst, weil sie für den Laien am Himmel erstmal ähnlich gross erscheinen, auch wenn Raben eigentlich gross geratene Singvögel sind.

Ordnung Greifvögel (Falconiformis)

Habichtartige (Accipitridae)

Mäusebussard (Buteo buteo insularum)

Die hier vorkommenden Mäusebussarde (Buteo buteo insularum, Ratonero común, 53 cm) bilden eine eigene Unterart. Sie wird in der Schutzkategorie “von besonderem Interesse” eingestuft: de interés especial. Weniger als 1000 Paare leben auf den Inseln verteilt, auf Lanzarote kommen sie nicht vor. Man trifft sie über allen Vegetationsformen bis in 2000 Meter Höhe, nur im Küstenbereich sind sie seltener. Sie ernähren sich vor allem von lebender Beute wie Kaninchen und Eidechsen, verschmähen aber auch Aas nicht.

Normalerweise sind Mäusebussarde die einzigen grossen Greifvögel auf den Kanaren, alle anderen sind kleiner oder deutlich seltener. Die Silhouette könnte ein ungeübtes Auge noch mit der des Raben verwechseln, sobald jedoch der miauende Schrei des Bussards erklingt, weiss man zweifelsfrei, wen man vor sich hat.

Schmutzgeier Lanzarote

Der Schmutzgeier (Neophron pernocterus, Alimoche oder Guirre, 65 cm) ist auf den östlichen Inseln, Lanzarote und Fuerteventura und auf den Inseln von Chinijo noch gelegentlich anzutreffen. Allerdings kann man ihn nur noch auf Fuerteventura häufiger beobachten, wo Dank der Zuchtbemühungen aus den etwa 20 Paaren im Jahr 1999 ein paar mehr geworden sein sollten.

Daneben konnten zum Beispiel Zwergadler (Hieraaetus pennatus, Aguila calzada) in den letzten Jahren regelmässig in den Zugphasen beobachtet werden.

Der Sperber (Accipiter nisus granti, Gavilán común, 33 cm) tritt mit einer eigenen Unterart auf den Kanaren und Madeira auf. Schutzstatus: verwundbar. Etwa 170 Paare leben auf den Kanaren, vielleicht mehr, die Tendenz ist im Moment positiv. Auf den östlichen Inseln kann man ihn nur durchziehend beobachten. Hauptsächlich lebt er in Wäldern mit Lorbeer, Baumheiden und in den Kieferbeständen der Nordseiten. Die Nester befinden sich zwischen 5 und 16 m über dem Boden und jedes Jahr im April werden sie wieder mit 3 Eiern bestückt. Die Sperber ernähren sich von allen Waldvögeln, vom Wintergoldhähnchen bis zu den Lorbeertauben, und verschmähen auch Eidechsen und Nager nicht. Auf Teneriffa besteht ihre Nahrung zu 46 % aus Kanarienvögeln und auf La Gomera fressen sie bis zu 40 % Lorbeertauben, die genauso gross werden wie die Sperber.

Fischadler (Pandion haliaetus)

Seit 2008 brütet der Schwarze Milan (Milvus migrans, Milano negro) auf Gran Canaria, der Rote Milan (Milvus milvus, Milano real o robapollos) gilt seit etwa 40 Jahren als ausgestorben.

Fischadler (Pandionidae)

Die Fischadler (Pandion haliaetus, Guincho oder Aguila pescadora, 57 cm, 145 -170 cm Spannweite, 1800 Gramm das Weibchen/1450 Gramm das Männchen) gehören zu den am meisten bedrohten Vogelarten auf den Kanaren. Die brütende Population besteht seit 2013 aus 7 auf La Gomera (3), Teneriffa (3) und Alegranza (1) verteilten Paaren (2018), die nur in bestimmten Jahren im März 2 – 3 Eier in ihre riesigen Horste in unzugänglichen Klippen legen, aus denen durchnittlich 1-2 Küken schlüpfen. Im Jahr 2022 hat nur ein Paar in La Gomera Küken aufgezogen und 2023 scheint es bei einem Paar auf Teneriffa zu bleiben.

Gelegentlich sieht man sie, meist in geringer Distanz zur Küste, nach Fischen jagen (80% Fliegende Fische und Hornhechte), sie suchen aber auch Wasserspeicher im Inland auf. Das beste Erkennungsmerkmal ist die braune „Maske“, ein dunkler Streifen, der die Augen einrahmt.

Es ist sehr wichtig, sich in der Brutzeit (Februar bis Juli) nicht ihren Nester zu nähern, da Fischadler sehr sensibel auf Belästigungen durch den Menschen reagieren. Seit dem Frühjahr 2019 gilt der Fischadler als ernsthaft vom Aussterben bedroht, seit dem 18.06.20 steht er im Kanarischen Artenschutzkatalog in dieser Kategorie. Demnach sollte in den nächsten drei Jahren ein Plan zur Wiederherstellung der Populationen erstellt werden und in Kraft treten. Da in unserer (La Gomeras) Küstenzone noch vor 2 Jahren drei Horste belegt waren, sitzen wir sozusagen auf einem der letzten hoffnungsvollen Brutplätze, was in den neuen Massnahmen sicherlich eine Rolle spielen wird. Hier gibt es mehr Informationen.

Falkenvögel (Falconidae)

Turmfalke (Falco tinnunculus)

Der Turmfalke (Falco tinnunculus canariensis, Cernícalo, 35 cm) der westlichen Kanaren wird mit denen Madeiras und der Salvajes zu einer eigenen Unterart gestellt. Für die östlichen Inseln wurde die Unterart F. t. dacotiae beschrieben. Er ist mit Abstand der häufigste kleine Raubvogel auf den Inseln und kommt praktisch überall vor. Auf dem Foto sehen Sie ein Weibchen, die charakteristische rostbraune Farbe wird beim Männchen durch einen grauen Kopf ergänzt. Er brütet zwischen Februar (Küstenregionen) und Mai (Hochgebirge) an Felswänden und legt meist 4 Eier. Hauptsächlich ernährt er sich von Insekten und Eidechsen. Seine geringe Grösse macht er aber durch ein gesundes Selbstbewusstsein wieder wett. Nicht selten kann man ihn beobachten, wie er den deutlich massigeren Mäusebussarden oder Raben nachjagt, wenn sie sich in die Nähe seines Nestes gewagt haben.

Wüstenfalke (Falco pelegrinoides)

Die recht seltenen stahlgrauen Berberfalken oder Wüstenfalken (Falco pelegrinoides, Halcón Tagarote, 43 cm) leben vor allem in abgelegenen Klippen. Ihre Zahl ist von etwa 20 Paaren im Jahr 1993 auf etwa 130 Paare im Jahr 2007 angewachsen, von denen 35 auf Teneriffa zu finden waren. Im Jahr 2023 wird die Population auf etwa 200 Paare geschätzt. Dieser Anstieg ist vielleicht auf den nunmehr eingestellten Gebrauch von DDT und anderen sehr giftigen Substanzen zurückzuführen. Sie ernähren sich vor allem von Lorbeertauben und brüten im Winter.

Wanderfalke oder Berberfalke? Foto: Peter Stollwerk

Es ist nicht leicht, zwischen den gelegentlich vorkommenden Wanderfalken, einer Südeuropäischen Art und dem Berberfalken zu unterscheiden. Nachdem mir ein Spezialist aus Deutschland das Foto eines auf Gran Canaria angetroffenen Wanderfalken zugesendet hat, erhielt ich dazu von dem hiesigen Spezialisten Beneharo Rodriguez folgende sympathische Erläuterung, die uns deutlich macht, wieviele Aspekte bei der Artbestimmung eine Rolle spielen:

Unterarten des Wanderfalken (Wikipedia. Autor: MPS)

Sehr interessanter Vogel. Sieht wirklich aus wie ein Wanderfalke (F. peregrinus), vielleicht ein Südeuropäischer Wanderfalke (F. brookei), Exemplare mit dieser Färbung gibt es einige auf den Kanaren, sogar noch dunkler. Die Schraffierung (barreado) ist mehr oder weniger ausgeprägt, sie reicht sogar bis zum Schlabberlatz (babero), was beim Berberfalken (F. peregrinoides) nicht häufig ist. Die Wange (mejilla) ist recht klein, der Schnäuzer (bigotera) breit, was auf den Wanderfalken (F. peregrinus) hinweist, aber auch nicht ganz klar, eventuell noch im Bereich Berberfalke (F. peregrinoides). Dazu hat er noch einen ganz leichten rötlichen Schimmer im Nacken, was allerdings im Foto nicht klar herauskommt. Ein paar auf dem spanischen Festland sehen so aus. Ansonsten ist der Rücken recht dunkel, was eher auf Wanderfalke (F. peregrinus) hinweist. Zusammenfassend glaube ich, dass es sich um einen „extremen“ Berberfalken (F. peregrinoides) handelt, und es gibt einige solche, die in GC oder auf anderen Inseln brüten.

Wüstenfalke mit bräunlicher Tönung im Abendlicht

Die schwärzlich gefärbten Eleonorenfalken (Falco eleonorae, Halcón de Eleonor, 38 cm) leben nur auf den Lanzarote vorgelagerten Inselchen von Chinijo. Sie ziehen zwischen Ende Oktober und Mai nach Ostafrika und Madagaskar. Etwa 200 Paare verbringen den Sommer auf den Inseln und jagen vor allem kleine Zugvögel (Orpheusspötter, Dorngrasmücke, Fitis, etc). Ihre Gelege setzen sie im späten Juli und beginnendem August in kleine Mulden oder Nischen, so dass beim Heranwachsen die Zugvögel auf ihrer herbstlichen Wanderung nach Afrika vorbeikommen.

Besonderheiten:

In den Zugzeiten, können verschiedene Raubvögel auf ihrem Weg von Afrika nach Norden (oder umgekehrt) auf den Inseln erscheinen, auch wenn die Zugroute eher über den östlichen Inseln verläuft. Im Frühjahr 2021 fanden verschiedene Weihenarten ihren Weg nach El Hierro, La Gomera und Teneriffa, darunter Wiesenweihe (Circus cyaneus) und Kornweihe (Circus pygargus).

Rabenvögel (Corvidae)

Raabe auf Lanzarote (Corvus corax)

Die Zahl der Kolkraben (Corvus corax canariensis, Cuervo, 60 cm) ist zwischen 2009 und 2016 zumindest auf Teneriffa stark gestiegen. Die Ornithologen der Gruppe GOHNIC hat in einer Arbeit von 2020 ein Anwachsen von 12 auf 28 Paare beobachten können. Vorher war, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Rückgang der Ziegenhaltung vor allem auf Teneriffa und Gran Canaria die Zahl der Raaben stark rückläufig. Das Fehlen ihrer Hauptnahrung, dem Aas, die Verfolgung durch den Menschen (Raben ernähren sich unter anderem von Tomaten, Mais und Datteln) und Umweltgifte machen ihnen zu schaffen. Abgesehen von den Picknickplätzen und Müllkippen sind sie vor allem in Schluchten, Klippen und Gipfelregionen zu finden. Noch im Winter beginnen sie mit den atemberaubenden Flugmanövern der Balz und zwischen März und Juni brüten sie 3 – 6 Eier aus. Abgesehen von Aas fressen sie Früchte, Insekten und verschiedene Kleintiere. Es ist nicht klar, warum die Population jetzt wieder wächst. Auch auf La Gomera hat man den Eindruck, Raben wären weiter verbreitet als noch vor ein paar Jahren.

Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax)

Auf La Palma findet man die Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax, Graja oder Chova piquiroja), einen rotschnabeligen, unverkennbaren Rabenvogel, der zum Symboltier für die Insel gekürt wurde.