10.07.21 Von Eidechsen auf Flaschencontainern

Rieseneidechse und Flaschencontainer?

Wer seine Flaschen wie immer schön brav in die Glascontainer bringt, dem ist vielleicht die mächtige Rieseneidechse aufgefallen, die die Sammelstellen in den letzten Wochen ziert. Da ist natürlich dort die enorm seltene Rieseneidechse von La Gomera (Gallotia bravoana) abgebildet, ein mächtiges Männchen.

Dass es nur noch wenige davon gibt, ist vielleicht bekannt?

Oft ist mir in letzter Zeit von Begegnungen mit ihnen berichtet worden, die wahrscheinlich eher Sichtungen von Männchen der kleineren Gomera-Eidechse waren. Mir ist es in meinen Jahren hier noch nicht vergönnt gewesen, eines dieser Tiere zu beobachten. Die Dicken sind nur dort zu finden, wo keine Katzen und Ratten hinkommen, in unzugänglichen Klippen.

Gomera Eidechse (Gallotia caesaris gomerae)

Die „kleine“ Gomera-Eidechse (Gallotia caesaris gomerae) kann auch schon ganz schön dick werden, diese hier habe ich am Garajonay abgelichtet. Der deutlichste Unterschied ist, neben der Grösse, die helle Unterseite bei den Rieseneidechsen, die an der Kehle recht gut zu sehen ist. Bei den kleineren allgegenwärtigen Gomera- Eidechsen ist die Unterseite dunkel.

Was haben Flaschen mit Eidechsen zu tun?

Weshalb wird das Recyclen von Glas mit den Eidechsen in Verbindung gebracht?

Kleintierfalle Glasflasche (Foto: Claudia Schuster)

Abgesehen von der sicherlich sinnvollen Nutzung der auf den Containern zur Verfügung stehenden Fläche stellen Glasscherben nicht nur ein Risiko für frei herumlaufende Menschen dar, sondern können über den Lupeneffekt Brände auslösen, die eines der grössten Probleme in der aktuellen recht trockenen Situation bilden.

Ausserdem zwängen sich kleinere Eidechsen (wie auch andere Kleintiere) immer wieder mal in Flaschen und verenden gelegentlich darin. Es macht also Sinn, diese Kampagne auf den Flaschencontainern zu postieren. Natürlich macht es nicht nur für die Eidechsen Sinn, Glas in die Container statt in die Landschaft, es handelt sich aber schon um eine sehr stark bedrohte Art.

Rieseneidechse La Gomeras (Gallotia bravoana) im Aufzuchtzentrum in Valle Gran Rey.

Der Zustand der Population der Rieseneidechsen ist mit der Nennung dieser Zahl nicht detailliert beschrieben. Die 400 Individuen sind auch nicht aus eigener Kraft erhalten geblieben, sondern mit der tatkräftigen Unterstützung des Menschen erreicht worden. Die Ursprungspopulation wird sogar nur auf etwa 150 Tiere geschätzt, in mehreren Auswilderungsprojekten sind an weiteren unzugänglichen Stellen mehrere Hundert Tiere ausgesetzt worden.

Die Aktion ist eingebettet in eine Kampagne der Organisation Ecovidrio: „Respetemos lo nuestro, recicla vidrio.“ Übersetzt: Lasst uns unsere Umwelt respektieren, recycelt Glas. Sie läuft simultan mit bedrohten lokalen Arten in verschiedenen Gemeinden der Kanaren.

Viel mehr Informationen zu der bedrohten Rieseneidechse findet man auf den Seiten der Kanarischen Regierung, welche eine detaillierte Aufstellung der relevanten Daten mitliefert. Die Europäische Union hat ein eigenes Lifeprojekt für unsere heimische Rieseneidechse mit einem Aufwand von über 800.000 Euro mitfinanziert.

Mehr über Eidechsen findet Ihr hier.