05.08.23 Meeresvögel kollidieren mit der Mole in Valle Gran Rey

Zwergsturmtaucher (Puffinus baroli)

Mehrere Nachrichten von Umweltschutzorganisationen wie zum Beispiel ATAN haben Kollisionen von Meeresvögeln mit der Mole von Vueltas beschrieben, die zum Teil tödlich verlaufen sind. Die Beleuchtung in Küstenstreifen wird seit langem als Auslöser für die Abstürze junger Sepiasturmtaucher betrachtet, andere Arten wurden in dem Zusammenhang aber bisher nicht erwähnt. Dass wir das überhaupt wissen, verdanken wir hauptsächlich einem aufmerksamen Spaziergänger.

Sepiasturmtaucher (Calonectris diomedea)

Anfang August 2022 meldete er eine grosse Zahl von ihm an der Mole gefundener Bulwersturmvögel. Seither werden alle seine Daten zusammengefasst und an die Kanarische Regierung weitergeleitet.

Der grösste Teil der robusten Vögel überlebt den Aufprall, aber schon die Zahl der (sonst so schwer auffindbaren) gefundenen Tiere verblüfft: seit Beginn der Aufzeichnungen gibt es aktuell insgesamt 64 Abstürze, davon 48 Bulwersturmvögel, 3 Zwergsturmtaucher, 4 Sepiasturmtaucher und 8 europäische Sturmschwalben (Stand 05.08.2023). Obendrein sind dabei bereits 5 Bulwersturmvögel, 1 Europäische Sturmschwalbe und 2 Sturmtaucher ums Leben gekommen.

Toter, eben flügge gewordener Bulwersturmvogel an der Mole.

So wie es aussieht, fliegen die Vögel auf die Mauer zu, als ob es sie nicht gäbe. Möglicherweise reflektiert die glatte Oberfläche das Licht in einer Form, die den zu den Röhrennasen gehörenden nachtaktiven Vögeln einen Weg auf das offene Meer vorgaukelt. Jedenfalls nehmen sie die Wand nicht als solche wahr. Die Illusion scheint so überzeugend zu sein, dass sie auch mehrere Versuche hintereinander starten, um hindurchzufliegen.

 

Die Sturmschwalbe (Hydrobates pelagicus) streckt die Flügel

Die Situation könnte für drei der genannten Arten als problematisch angesehen werden: Die Populationen auf La Gomera werden auf 18 bis 60 Paare des Bulwer-Sturmvogels (Juan Becares et al., 2021), 18-49 Paare des Zwergturmtauchers (Marcel Gil-Velasco et al. 2021) und 10-15 Paare der Sturmschwalbe (Delgado Castro, G.; 2007). Die Zitate stammen aus unveröffentlichten Arbeiten, die im Auftrag der kanarischen Regierung durchgeführt wurden. Lediglich die Population der Sepiasturmtaucher wird kanarenweit auf etwa 50.000 Paare geschätzt.

Beleuchtung und reflektierende Wand an der Mole im Hafen

Die Umweltschutzbewegungen sagen, es sei höchste Zeit zu reagieren. Auf die Anschreiben seitens der SEO und der Kanarischen Regierung hat die Hafenbehörde nicht geantwortet und Veränderungen der Beleuchtung sind seit dem vergangenen Jahr nur im Einfahrtsbereich zum Hafen beobachtet worden.

Anpassungen am Standort der Scheinwerfer oder bei deren Emissionsspektrum, oder auch der Beleuchtungzeiten können vielleicht Verbesserungen bringen. Auch eine Veränderung des Anstrichs oder der Oberfläche der Hafenmauer könnte in Betracht gezogen werden.