06.03.23 Appetithappen

Sackbrasse
Sackbrasse (Bocinegro; Pagrus pagrus)

Der Hafen von Valle Gran Rey ist ein Schatzkästchen. Klar, auch wegen der Rochen, die im Sommer zu Dutzenden am Strand ihre Kreise ziehen. Auch wegen der tollen Möglichkeiten, von hier aus Wale zu beobachten, dem auch im Winter ruhigen Badestrand, Schnorchelgelegenheiten oder der Bar. Alles schick, aber das meine ich nicht.

Es geht mir darum, dass in diesem Hafen eine echter Fischereihafen dem Konkurrenzdruck der touristischen Boote und privaten Jachten aushält.

Bernsteinmakrele (Seriola rivoliana)

Es geht mir um die Fische, die hier angelandet werden und um die Weise, wie sie gefangen werden. Das sollten wir zu schätzen wissen. Was für eine Aussage in Zeiten von industrieller Fischerei: In diesem Hafen wird eine Menge frischer Fisch angelandet, der von Kleinfischern mit nachhaltigen Methoden gefangen wird und der obendrein auch noch sehr lecker ist! Wer kann das für sich in Anspruch nehmen?

Echte Spezialitäten Gomeras

Fangmengen der unterschiedlichen Fischarten bei den Kanaren (2010-19)

Wie anderswo auf den Kanaren auch, bilden Thunfische einen grossen Teil des Fanges im Hafen von Valle Gran Rey. Allerdings sind wir nicht so extrem vom Thunfisch abhängig wie die Fischer der östlichen Inseln, vor allem die industriellen Schiffe.

Hauptsächlich werden hier, neben den Thunfischen, Bernsteinmakrele (Medregal) und Sackbrasse (Pargo) gefangen, daneben kommen je nach Saison auch ganz andere Gesellen rein.

Fangmengen nach Fischarten in Valle Gran Rey (2010-19)

Auf La Gomera wird nur von nicht industriellen, sogenannten „artesanalen“ Booten aus der Kategorie der „polyvalentes“ (der vielseitig einsetzbaren Boote) gefischt und es werden keine Schleppnetze, Ringwaden oder Langleinen verwendet. Auch Reusen für den Fischfang sind verboten. Selbst Thunfische werden mit verschiedenen, immer nachhaltigen Methoden gefangen, es gilt die Devise, ein Fischer – ein Fisch.

Bernsteinmakrele (Seriola dumerili)

Bei dem Namen Bernsteinmakrele denken die meisten Menschen an Makrelen, und assoziieren den Genuss mit vielen Gräten. Allerdings gehören diese eleganten Jäger zu den Stachelmakrelen und damit in eine andere Familie als die Makrelen und Thunfische. Sie leben auch eher im tieferen Wasser, vor allem die grossen Exemplare. Ich habe bis zu 175 cm grosse Exemplare ausgemessen. In den Restaurants werden die Bernsteinmakrelen deshalb meist als Filets oder in Scheiben (rodajas) angeboten. Sie haben einen kräftigen Geschmack, eher für Menschen, die wirklich Fisch mögen.

Sackbrasse (Dentex gibbosus)

Auch die Sackbrassen werden enorm, wenn auch nicht so gross wie die Bernsteinmakrelen. Knapp einen Meter grosse Exemplare sind bei mir über die Waage gegangen. Auch diese werden gerne als Filets angeboten, allerdings bekommt man sie gelegentlich als ganzen Fisch für mehrere Personen. Sie haben eher einen sanfteren Geschmack und sind etwas trockener, und wären deshalb vielleicht eher für Fischstäbchenesser geeignet.

In diesen Tagen kommen viele Gäste her, für alle reicht der hiesige Fisch nicht. Die Fischer im Hafen arbeiten wie immer, mit enormen Erfahrungen, ausgefeilten und an die hiesigen Verhältnisse angepassten Methoden und einer gehörigen Portion Stehvermögen bringen sie Tag für Tag Fisch in den Hafen. Aber eben nur Thunfische, die beiden oben beschriebenen Arten und einige Küstenfische wie den Papageifisch. Sicher keine Doraden, Wolfsbarsche, Plattfische, Wrackbarsche, Pangasius oder Gambas, die gibt es hier nämlich nicht oder nur in sehr begrenztem Masse. Ein Teil der Fische geht direkt in die Restaurants, wer lieber selber frischen Fisch kaufen möchte, wird im Spar in Playa fündig, momentan zumindest morgens. Guten Appetit!