17.09.22 Sommer der Sturmvögel auf La Gomera

Im Sommer diesen Jahres haben sich eine grosse Zahl von Meeresvögeln in Valle Gran Rey gezeigt: 19 der weitgehend unbekannten Bulwer-Sturmvögel sind in diesem Sommer bereits im Hafen „gestrandet“.

Küken eines Bulwersturmvogels

Die übermässige Beleuchtung der Küsten, die bisher hauptsächlich ein Problem für die deutlich häufigeren und grösseren Sepia-Sturmtaucher (oben im Bild) darstellte, könnte zu einer Bedrohung für andere, seltenere und bedrohte Arten von Meeresvögeln auf La Gomera geworden sein.

Mit zwischen 15 und 60 Brutpaaren auf unserer Insel liegen die Schätzungen für die Zahl der hier lebenden Bulwer-Sturmvögel (Bulweria bulwerii) jedenfalls deutlich niedriger als die der vielen Tausend altbekannten Sepia- Sturmtaucher oder Guañaguañas (Calonectris borealis, wiss. Name kürzlich geändert). Die Bulwersturmvögel werden in der Vogelschutzrichtlinie im Anhang I geführt, was bedeutet dass für ihren Schutz besondere Massnahmen ergriffen werden müssen.

Bulwersturmvogel im Hafen, unfähig selbst dort wegzukommen (Foto: Marco Zeppegno)

Seit Ende Juni hat Marco, ein Herr mit offensichtlich scharfem Blick und einem Hang zur sportlichen Betätigung, der jeden Morgen seine Runden an der Küste dreht, 19 Sturmvögel im Hafen vor der äusseren Mole gefunden. Bei der geringen Zahl von Brutpaaren dieser Art auf La Gomera ist das schon eine Hausnummer!

Die meisten lagen morgens gegen 6:00 Uhr in der direkten Nähe der Schutzmauer auf der Mole und waren nicht in der Lage, aus eigener Kraft wieder zu starten. Möglicherweise bildet die Kombination der Reihe aus blendenden Strassenlaternen mit der dunklen Barriere und vor allem dem Schutzdach ein unüberwindbares Hindernis.

Die nur 100 Gramm schweren Vögel hat Marco einfach an das Ende der Mole gebracht und von dort mit viel Gefühl wieder in den Wind gleiten lassen. Zwei sind, ehe er eingreifen konnte, von freilaufenden Hunden getötet worden und zwei weitere waren bei seinem Eintreffen bereits tot. Bis zum 08. September handelte es sich ausschliesslich um erwachsene Tiere, während die letzten drei noch Teile des deutlich erkennbaren Daunengefieder trugen, also der diesjährigen Generation zuzuordnen sind.

eben flügge gewordener Bulwersturmvogel mit Flaum.

In den vergangenen Jahren sind auch gelegentlich Sturmvögel gefunden worden, allerdings nicht annähernd in diesen Mengen. So kann man sich nun Gedanken machen, ob der Unterschied auf die gesteigerte Aufmerksamkeit seitens der Beobachter, eine veränderte Situation der Sturmvögel (möglicherweise eine neue Brutkolonnie in grösserer Nähe zum Hafen) oder durch eine Veränderung der Situation im Hafen zurückzuführen ist. Interessanterweise wurde in dem Zusammenhang vor wenigen Wochen angekündigt, die Zufahrt zum Hafen mit einer neuen Beleuchtung auszustatten, was aber bisher noch nicht geschehen ist.

Es bleibt abzuwarten, ob die Hafenbehörde vielleicht doch die Hinweisschreiben der Vogelschutzbewegung SEO mit gut gemeinten Ratschlägen berücksichtigt, oder ob die Aufforderung seitens der Kanarischen Regierung, Abhilfe zu schaffen, tatsächlich Auswirkung auf die Beleuchtung des Hafens haben wird.