11.11.21 Toter Pottwal vor Valle Gran Rey

Treibender Vorderteil eines Pottwales 2 Meilen vor der südwestlichen Küste La Gomeras

Nachdem im Jahr 2019 in den ersten vier Monaten bereits 5 in Folge von Kollisionen verstorbene Pottwale an die Küsten der Kanaren gespült worden waren, brachten viele Wissenschaftler ihre Besorgnis zum Ausdruck und Politiker riefen nach Konsequenzen. Fred Olsen stellte seine Routen um und brachte eine Überwachungskamera am Bug der Fähre an, die den Meeresarm zwischen La Gomera und Teneriffa durchfährt, um eventuelle Begegnungen vermeiden zu können.

Pottwal (Physeter macrocephala)

Die hier lebende Population der Pottwale wird auf etwa 200 Tiere geschätzt. Sie pflanzen sich nur sehr langsam fort und die Reproduktionsrate scheint mit 2 Tieren pro Jahr auch noch sehr niedrig zu sein. Würde sich der Trend der Kollisionen der letzten Jahre fortsetzen, wäre der Fortbestand dieser Art bei den Kanaren nicht gesichert. Zumindest sind seit den Strandungen im Jahr 2019 keine weiteren Fälle von Kollisionen mit Pottwalen bekannt geworden.

Blauhaie spielen die Umweltpolizei, Pilotfische hoffen auf Reste

Heute trieb ein weiterer Kadaver vor der Küste von Valle Gran Rey und wurde vom Team von Oceano La Gomera gegen 11.30 gesichtet. Der in zwei Stücke geteilte Kadaver wurde massiv von Blauhaien angefressen. Es ist durchaus denkbar, dass das Tier einer Kollision zum Opfer gefallen ist, allein durch die Bisse der Haie wäre ein komplette Trennung der beiden Hälften eher unwahrscheinlich.

 

Pilotfische vor dem Kadaver

In Zukunft wird man sich die Frage stellen müssen, ob es wirklich nötig ist, immer schneller von einem Ort zum anderen zu gelangen und ob die ergriffenen Massnahmen wirklich Sinn machen.

Herzlichen Dank an Oceano La Gomera, mit deren Boot wir gefahren sind, und vor allem an Skipper Volker und Guide Nicole, die ihre Mittagspause geopfert und es uns so möglich gemacht haben, diese traurige aber auch einmalige Situation dokumentieren zu können.

Probennahme

Die Aufnahmen wurden bereits an den Veterinärmediziner der Universität von Las Palmas Manuel Arbelo weitergeleitet, der sich mit der Aufarbeitung der Kollisionsdaten beschäftigt. Eine von Fabian Ritter vom M.E.E.R eV. entnommene Gewebeprobe des Kadavers kann für genetische Studien verwendet werden und eventuell einen Rückschluss darüber bringen, ob die Kollision vor oder nach dem Tod des Tieres stattgefunden hat.