Thunfische

Die Thunfische stellen die mit Abstand meistgefangenen Fischarten bei den Kanaren. So haben sie eine eigene ausführliche Aufstellung verdient. Auch die Makrele gehört, selbstredent, in die Familie der Makrelenähnlichen:

Von den “Thunfischen” gibt es eine ganze Reihe, glaubt bloss nicht, das wäre so einfach. Und alle verhalten sich anders, tauchen zu unterschiedlichen Jahreszeten auf, eine Wissenschaft für sich. Die Namensgebung variiert lokal sehr stark. Selbst in Spanien werden komplett andere Namen verwendet als hier.

Thunfisch oder Pelamide (Sarda sarda)

Wie Makrelen können Thunfische mit Hilfe von Kiemenreusen auch kleine Nahrungsbestandteile aus dem Wasser filtern, vornehmlich fressen sie jedoch Fische und Tintenfische. Sie sind angepasst an ein Leben auf offener See. Einige kleinere Arten leben eher oberflächennah, andere, meist grössere, in kälterem Wasser unterhalb der Sprungschicht. Dummerweise sind sie eher menschenscheu, weshalb es echt schwierig ist, von ihnen ein ansprechendes Foto zu bekommen. So bleibe ich hier grösstenteils bei den Skizzen aus Wikipedia.

Blauflossen- Thunfisch (https://wall.alphacoders.com)/big.php?i=368715

Patudo heisst der grosse Blauflossenthunfisch oder Rote Thun (Thunnus thynnus), der auf dem spanischen Festland Atún rojo genannt wird. Er wird bis zu 4 m lang und 600 kg schwer, meistens aber etwa 2 m gross. Den wird man wohl kaum auf dem Fischwagen finden, zu gross ist sein Wert. Natürlich ist sein Preis in Abhängigkeit von Qualität und Nachfrage sehr variabel, 2019 hat einer von 278 kg einen Kaufpreis von 2,7 Mio Euro erzielt, in Japan. Vielleicht kann man sich vorstellen, welch enormer Druck auf dieser Fischart lastet. Katalogisiert ist er von der IUCN als “endangered”. Der Grossmarktpreis liegt hier bei etwa 8 Euro pro Kilo.

Blauflossenthunfisch (Wikipedia)

Trotzdem liegt die Fangquote der EU dieses Jahr bei 18.000 Tonnen für den östlichen Atlantik, 3500 davon für Spanien. Die für die Kanaren festgelegte Quote von 188,8 Tonnen wurde im März 2017 in 72 Stunden gefischt. 2018 stiegt die Quote auf 255 Tonnen, für die 6 Tage nötig waren. Da man über Jahrzehnte hier die Fischereierträge nicht oder nur ungenügend deklariert hat, wurden wir bei der Verteilung der Quoten entsprechend bedacht. Gefischt wurden allerdings 306 Tonnen, 51 mehr als geplant.

2019 setzte man die Quote auf 438,5 Tonnen. Die konnten in der festgelegten Fangzeit vom 01.03 bis 15.05 und vom 26.05 bis 06.06 allerdings nicht eingefahren werden. Nun regen sich die kanarischen Fischer auf, dass nur etwa 80% in die Häfen gebracht werden konnten und machen dafür die Regierung in Madrid verantwortlich. Abgesehen davon reklamieren sie 800 Tonnen als nachhaltige Fangmenge für sich. Aktualisierte Quote 2023: 528 Tonnen.

Der Blauflossenthunfisch zieht normalerweise im März/April hier durch und schaut dann wieder im September/ Oktober vorbei.

Albacora oder Grossaugenthunfisch (Thunnus obesus) ICCAT

Albacora oder Tuna wird der Grossaugenthunfisch (Thunnus obesus) genannt, der auf dem Festland Patudo heisst. Er wird bis zu 2,5 m lang und 200 kg schwer. Auch er gilt als hervorragender Speisefisch, lebt wie der Blauflossenthunfisch in grösseren Tiefen und besitzt entsprechend mehr isolierendes Fett. Die IUCN führt ihn in der Kategorie “vulnerable”. Die Fangquote liegt für den atlantischen Ozean bei 65000 t, Spanien darf davon 11300t (2020: 8056T) fangen, Der Anteil der kanarischen Fischer beträgt 30%, im Schnitt wurden hier 2700 T pro Jahr gefangen. Der Anteil der kleinen Fischerboote, wie sie hier aus unserem Hafen fahren, beträgt 236 T. Die Albacora taucht bei den Kanaren gelegentlich auf, meist im Frühjahr oder Sommer.

Gelbflossenthunfisch Wikipedia

Rabil wird der Gelbflossenthunfisch (Thunnus albacares) auf den Kanaren genannt. Auf dem Festland heisst er Albacora. Er erreicht 2,4 m und 200 kg. Sein klassisches Kennzeichen sind die gelben, enorm langen zweiten Rückenflossen und Afterflossen und relativ kurze Brustflossen, was manchmal schon bei springenden Tieren gut zu sehen ist. Der ist hauptsächlich im August und September bei den Kanaren zu finden. In der Roten Liste der IUCN wird er als “near threatened” geführt, es dürfen aber 110000 t gefischt werden. Die Fangmenge bei den Kanaren betrug 2017 280 Tonnen.

Barrilote (Thunnus alalunga) ICCAT

Barrilote ist der Weisse Thun oder Langflossenthunfisch (Thunnus alalunga). Der wird auf dem Festland Atún blanco, Albacora oder Bonito del Norte genannt, schauen Sie mal auf die Thunfischdosen. Er hat im Vergleich enorm lange Brustflossen und recht lange 2. Rücken- und Afterflossen. Mit 1,40 m und 60 kg hat er schon sein Maximalgewicht erreicht. In der Roten Liste der IUCN wird er als “near threatened” geführt. Für ihn gibt es eine Quote von 28.000 t, davon entfallen 15000 auf Spanien. Die Fangmenge bei den Kanaren betrug 2017 2.400 Tonnen.

Und dann gibt es noch die “unechten” Thunfische der Gattung Katsuwonus, Sarda und Acanthocybium …

Bonito (Katsuwonus pelamis) Wikipedia

Der Echte Bonito heisst auf den Kanaren Bonito listado oder Bonito (Katsuwonus pelamis), auf dem Festland wird er unter dem Namen Atún listado geführt. Er wird 110 cm lang, eingestuft in der Liste der bedrohten Arten in der Kategorie “least concern”. Ausser im Winter kann er beinahe immer gefangen werden, in bestimmten Jahren bleibt er allerdings auch mal aus. In der Statistik des Hafens von Valle Gran Rey taucht er in einigen Jahren als der am häufigsten gefangene Fisch auf. Benjamin, der Koch im gleichnamigen Restaurant in Valle Gran Rey, findet das Fleisch nicht so dolle. Gleichzeitig sind Sierra und Bonito so günstig zu haben, dass er sich schämen müsse, dafür den Preis eines Fischgerichtes zu kassieren. Agustin, der Fischereibiologe von Teneriffa, meint dagegen, dass es nichts Besseres gäbe als einen frischen Bonito. Er zaubert daraus sehr leckere Kroketten und Thunfischsalat. Im von den Umweltschützern “Ecologistas en Acción” herausgegebenen Fischratgeber ist der im traditionellen Fang eingebrachte Bonito der EINZIGE ZUM VERZEHR EMPFOHLENE THUNFISCH! Die Fangmenge bei den Kanaren betrug 2017 3.360 Tonnen.

Sierra (Sarda sarda) ICCAT

Dann war da noch die Sierra, die drüben in Spanien Bonito heisst (Sarda sarda). Sie wird etwa 90 cm lang und hat im Gegensatz zum Bonito die charakteristischen Schrägstreifen auf dem Rücken. Der einzige der ganzen Gruppe, der sich mir mal aus der Nähe vor die Linse geschoben hat und deshalb im Topfoto zu sehen ist.

Peto oder Wahoo ICCAT

Zum Abschluss kommt dann noch der Peto (Acanthocybium solandri), der keinen deutschen Eigennamen hat und auf dem Festland nicht vorkommt, weshalb ich nur einen englischen Namen angebe, der Wahoo. Er wird bis zu 2 m lang und ist ein sehr guter Speisefisch. Für Manchen sieht er eher aus wie ein riesiger Barracuda. Gerne wird er in dünnen Scheiben nur kurz angebraten.

Makrelen (Thunmakrelen, Scomber colias)

Die häufigste hier vorkommende Makrele ist die Thunmakrele (Scomber colias), im Spanischen heisst sie Caballa. Teilweise wird sie als Köderfisch mit Netzen gefangen und dann zum Beispiel für den Fang des Roten Thunfisches eingesetzt. 700 bis 1150 Tonnen werden jedes Jahr auf den Kanaren gefangen, davon in Valle Gran Rey in den letzten Jahren etwa 4 Tonnen.

Makrelen sind Planktonfresser. Sie ziehen mit geöffnetem Maul durchs Wasser und filtern mit der Hilfe von Kiemenreusen Zooplankton aus dem Wasser. Ein sehr interessanter Abschnitt über die hiesige Makrelenpopulation und die Entwicklung der Fangerträge findet Ihr unter diesem Link. Hier wird unter anderem herausgestellt, dass die Fangerträge rückläufig sind. Mit den Erträgen in der Fischereistatistik deckt sich das nicht, denn in dieser steigen die Fänge von etwa 700 auf 1150 Tonnen von 2007 bis 2018. Eine der Ursachen wird die sich verbessernde Situation bei den Auflistungen der Fänge sein.

Bonito Angelfang

Fisch als ungesunde Ernährung: Grosse Raubfische stehen am Ende der Nahrungskette und reichern Schadstoffe an. Selbst laut der WHO ist die monatliche Aufnahme von Methylquecksilber bereits bei 114 g Schwertfisch oder 454 g Thunfisch bedenklich. Vorzuziehen sind die kleinen, schnell wachsenden Bonitos oder Sardinen und Makrelen (unbedenkliche 2724 g), noch besser wäre Wild-Lachs (3623 g/Monat).

Auch der Fadenwurm Anisakis, der sich in den grossen Raubfischen gerne einnistet und auch den Menschen befallen kann, sollte hier kurz Erwähnung finden. Es handelt sich um wenige cm lange weissliche Würmer, die man gut mit blossem Auge erkennen kann. Normalerweise leben sie in den Gedärmen der Fische, wandern aber nach dem Fang auch ins Fleisch. Es gibt kaum verbürgte Fälle von menschlichem Befall, aber bevor man sich anderswo verrückt machen lässt, ein paar Tipps für die, die auf Nummer sicher gehen wollen:

Bonitos und Seiwal, Valle Gran Rey, 2016

Ein grosser Raubfisch, der komplett (vielleicht direkt im Hafen) erworben wird und von dem nicht bekannt ist, ob er sofort ausgenommen oder kühl gelagert wurde, sollte 2 Tage bei -20º C oder 5-6 Tage bei –10°C gelagert werden, vor allem, wenn er roh konsumiert werden soll. Kleinere und vor allem schnell wachsende Arten sind weniger anfällig. Also empfiehlt sich auch hier eher der Bonito.

Wenn Sie weitere Fragen zu den hier zu konsumierenden Fischen haben, senden Sie uns doch eine kleine Anfrage.

Bis dahin: Guten Appetit!